Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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Chronik und Statistik
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urg, das Harnischhaus südlich und der Mitterhof nördlich
Das städtische Kanzleiwesen erlebte im 16. Jahrhunder
des Saggentores — der Mitterhof wurde um 1494/95 soga
vie das landesfürstliche mehrfache Verbesserungen. Die In
von Albrecht Dürer gemalt — wurde unter der Regierung
vohneraufnahmen werden in ein Verzeichnis, die Einbürge¬
Sigmunds erbaut. Unfähigkeit und Mißwirtschaft zwinger
rungen in das Bürgerbuch eingetragen; Bürgerlisten werden
den alternden Herzog, der seit 1477 den Erzherzogstite
angelegt. Um 1527 beginnen fast gleichzeitig die Verfach¬
führt, das Land 1490 seinem Neffen König Maximilian -
ücher und Ratsprotokolle, die anfänglich freilich noch ziem¬
seit 1508 Kaiser — zu übergeben.
lich mager sind. Für die Stadtkammer, das Spital und die
Kulturgeschichtlich von allgemeiner Bedeutung ist der
St.-Jakobs-Pfarrkirche wurden alljährlich genaue Abrechnun¬
roße Hexenprozeß vom jahre 1485, den der Dominikaner
gen angelegt. 1567 wird eine Einwohnerzählung durchge
einrich Institoris veranstaltete. Allein im Monat Augus
führt, die ohne Hofstaat und Klosterinsassen 5050 Seeler
485 spürte er in Innsbruck und Umgebung 40 der Hexeren
ergibt. Die Matrikelbücher der St.-Jakobs-Pfarrei beginnen
erdächtige — meist Frauen — auf. So wurde die Kleuberin
vie mehrere im Eisack- und Silltal, ziemlich früh, mit 1580
us Hötting beschuldigt, ihren eigenen Sohn durch dreimali
Drei Jahre später wird der Gregorianische Kalender einge
es Fasten an Sonntagen getötet zu haben, weil er gegen
ührt.
ihren Willen ein Weib nahm; die Swingelmentlin war ange
Kriege — Krankheiten — Katastropher
klagt, sogar den Barbier des Erzherzogs verzaubert zu haben.
Das 17. Jahrhundert, in dem Europa die Schrecken des
Diese Fälle dienten Institoris zur Abfassung seines 148
0jährigen Krieges erlebte, brachte Innsbruck zwar keine
erstmals herausgegebenen „Hexenhammers“ (Malleus Male¬
Kriegsschäden, aber eine Reihe von Unglücksfällen. Gleich
ficarum), der die Regeln enthielt, nach denen in den folger
602 zertrümmert ein Blitzschlag den Höttinger Kirchturn
den Jahrhunderten eine Unzahl unglücklicher Menschen, die
und 1608 fliegt die Pulverstampfe an der Sill in die Luf
nan als Hexen oder Zauberer verdächtigte, den grausamster
611 wird die Stadt von einer verheerenden „Pest“-Epidemi
Martern ausgeliefert wurde
heimgesucht. Nach der genauen Beschreibung des Krank
Am Ubergang vom Mittelalter zur Neuzeit steht — der
heitsbildes durch den Stadtarzt Dr. Paul Weinhart handelt
altüberlieferten Zeiteinteilung der Geschichte nach
die
es sich dabei aber nicht um die echte Pest, sondern um das
imponierende wie eigenartige Persönlichkeit Kaiser Maxi¬
Ingarische Fieber oder den Flecktyphus, der freilich auc
nilian I. (Deutscher König 1486; erwählter Römischer Kaise
eine hohe Sterblichkeit zeitigte. Der Landesfürst floh und
508; gest. 1519), den man den „letzten Ritter“ nannte. Auc
die Bevölkerung gelobte den Bau einer Kirche zu Ehrer
die Stadt Innsbruck, die er schon wegen der nahen Jagd
der Pestpatrone St. Sebastian und St. Rochus sowie des
elegenheit oft und gerne besuchte, erlebte unter seine
tadtpatrones St. Pirmin (daher Dreiheiligenkirche genannt)
Regierung eine wesentliche Veränderung und nahm neu¬
Zu Allerseelen 1618 stirbt zu Wien Erzherzog Maximiliar
zeitlichen Charakter an: der Hof gewann europäisches An
Venige Tage später beginnt eine Reihe von Erdbeben, die
ehen, ebenso einzelne Bauten, wie das Goldene Dachl und
is Weihnachten dauern. Im Dezember ist auch ein Kome
las (leere) Grabmal des Kaisers, und die Kunst der Harnisch¬
sichtbar. Im April 1620 legt ein verheerender Brand das
chläger, Plattner und Geschützgießer. Die Kaiserin Blanca
Kloster und die Kirche der erst vor fünf Jahren eingezoge
Maria Sforza hielt sich lange in der Hofburg auf, wo sie
ienServiten sowie die Plattnerei (an der Stelle des heutiger
am 31. Dezember 1510 einer Wassersucht erlag. Kein Ge
andhauses) in Asche.
ringerer als Albrecht Dürer schuf das älteste naturgetreue
1621 werden der Anführer der mährischen Rebellen, Oberst
Bild von Innsbruck (um 1494/95).
Friedrich von Tieffenbach, und der Bindergeselle Pau
Als Maximilian zu Allerseelen 1518 vom Reichstag in
Lederer aus Mieders, als Verkünder der neuen Religior
Augsburg nach Innsbruck kam, verweigerten die Wirte weger
öffentlich enthauptet.
der bereits bestehenden hohen Schulden die Unterbringung
1636 fliegt abermals die Pulvermühle in die Luft, wobei
des Trosses. Der darüber aufgebrachte Kaiser, der damals
uch die im Hofgarten erbaute Ruhelust Feuer fängt und
bereits schwer krank war, verließ daraufhin Innsbruck. So
abbrennt. Drei jahre später fällt der Dachstuhl des Rat¬
erfuhr sein Abschied von der geliebten Stadt eine gewisse
hauses einem Brand zum Opfer. 1640 verursacht der Inr
rübung.
eine große Uberschwemmung. Bei der Grabung nach den
Reformation und Bauernaufstand verschonten auch Tirol
Gebeinen des Riesen Haymon in der Wiltener Stiftskirche
licht. Der Innsbrucker Apotheker Villinger nimmt den neuen
stürzt am 3. Dezember 1644 der Turm der Kirche ein.
Glauben an, dem auch der Arzt Dr. Johann Merl zugetan ist.
Im juli 1670 beginnt die furchtbare Erdbebenperiode, die
Der Wiedertäufer Nikel Geyerbühler wird in Innsbruck er¬
10 Tage dauert und bei der über 100 Erdstöße die angst
griffen und enthauptet. Im Jahre 1562 beginnen die Jesuiten
vollen Bürger auf die freien Felder treiben. Die St.-Jakobs
hre Tätigkeit in Innsbruck, ein Jahr später die Franziskaner.
Statue stürzt von der Pfarrkirche, das Kuppelkreuz von der
Kaiser Ferdinand I. läßt für das Grabmal seines Großvaters
Jesuitenkirche, und nur wenige Häuser bleiben unbeschädig
Maximilian — der in Wels starb und in Wiener Neustad
berdies tritt Ende Juli noch der Inn über die Ufer und setzt
eigesetzt wurde — eine eigene Kirche, die Hofkirche,e
viele Häuser unter Wasser.
bauen, die im Februar 1563 geweiht wird.
Natürlich erlebten die Innsbrucker im 17. Jahrhundert
Der Buchdruck wurde in Innsbruck erst um 1550 einge
uch frohe, festliche Ereignisse. Im März 1619 zieht Erzher
gedruckter
führt, als ihn die Regierung zur Herausgabe
zog Leopold V. — den das prachtvolle Reiterstandbild vor
Mandate dringend benötigte. Besonderes Ansehen genoß der
dem Stadtsaal zeigt — als neuer Landesfürst ein. Anfang
Buchdrucker Hans Bauer (= latein. Agricola), der 1577 nach
Februar 1622 wird die Hochzeit Kaiser Ferdinands II. mit
Innsbruck kam und hier durch 25 Jahre Bücher druckte, wie
Eleonora von Mantua prunkvoll gefeiert. Viele Triumph¬
z. B. ein Drama vom Raub der Proserpina, das vermutlich
bögen aus Tannenreisern und Flittergold wurden für den
Erzherzog Ferdinand II. selbst verfaßte
mpfang der Braut des Landesfürsten, Claudia von Medici
Erzherzog Ferdinand II., der Gemahl der schönen Aug
m April 1626 errichtet. Bedeutungsvolle Tage erlebte die
burgerin Philippine Welser, übernimmt 1564 das Land und
Stadt dann zu Allerheiligen 1655, als die Königin Christine
äßt die Burg Ambras zu einem fürstlichen Wohnsitz aus
von Schweden mit einem Gefolge von etwa 250 Personen
auen. Am 17. Jänner 1567 zieht der Erzherzog mit großem
ier weilte, um zum katholischen Glauben überzutreten.
Pomp auf einem weißen Zelter unter einem Himmel, den
in hochfeierlicher Empfang wurde schließlich dem Türken
unge Adelige tragen, ein. Die Stadtobrigkeit verehrt ihm zur
besieger Herzog Karl von Lothringen zuteil, als er im Apri
Begrüßung ein vergoldetes silbernes Trinkgefäß in der Form
1678 kurz nach seiner Vermählung mit der Schwester Kaiser
eines Adlers, der das Stadtwappen zeigt. Nachdem Mitte
Leopolds I. zu längerem Aufenthalt nach Innsbruck kam
Februar 1580 die Hochzeit des Freiherrn Johann von Kolow¬
ein kaiserlicher Schwager ernannte ihn wenig später zum
rat, eines Vetters der Welserin, mit großen Festlichkeiten
Gubernator von Tirol. Sein Sohn Leopold, der in der Hof¬
wie Turnieren, Ringelrennen usw., gefeiert worden war, er¬
burg am 11. September 1679 das Licht der Welt erblickt,
krankte zwei Monate später Philippine an einem akuten
vird der Vater des Gemahls der Kaiserin Maria Theresia,
ieber, dem sie am 24. April erlag. Im Mai 1582 vermählte
Franz Stephan von Lothringen.
sich der verwitwete Erzherzog mit Anna Katharina Gonzage
on Mantua, die durch drei Triumphbögen in die Stadt ein
Kulturmetropole Innsbruck
zieht. Zur Sicherheit vor Erdbeben, die schon 1572 (40 Erc
Für die
Stadtgeschichte sind zwei Ereignisse von nach¬
stöße) und 1578 Schrecken und Schäden verursachten, über
naltendem Werte, nämlich die Errichtung eines Theaters 1627
siedelte das Fürstenpaar im Mai 1583 in einen Holzbau in
und der Universität 1669/70. Erzherzog Leopold ließ durch
Hofgarten, die sogenannte Ruhelust, wo der Erzherzog auc
seinen Hofbaumeister Christoph Gumpp aus einem Ballspiel¬
am 24. Jänner 1595 stirbt. Da seine Söhne aus der Ehe mi
haus am Rennweg ein Operntheater erbauen, das sich frei¬
ler Welserin nicht erbfolgeberechtigt waren und aus der
ich bald als viel zu groß erwies. Es bildet heute die Vor
zweiten Ehe nur Töchter stammten, übernahm nach längerer
halle des Kongreßhauses. Erzherzog Ferdinand Karl (1648
Verhandlungen im juli 1602 Erzherzog Maximilian de
bis 1661) ließ 1653 ein kleineres an der Stelle des jetziger
tschmeister (gestorben 1618) die Stelle eines Gubernatore
Deu
andestheaters errichten
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