6 Chronik und Statistik 1 zug und eine Bergbeleuchtung stattfand, bezichtigte die Regierung die Deutschnationalen der Illoyalität, worauf Tschurtschenthaler Amt, Orden und Offizierspatent zurücklegte. Trotz heftiger Gegnerschaft wurde er aber am 29. 5. 1872 und 8. 5. 1875 neuerlich zum Bürgermeister gewählt. In seine erste Amtszeit fällt die (43.) Versamm¬ lung deutscher Naturforscher und Arzte im September 1869 und die Eröffnung der medizinischen Fakultät im Oktober desselben Jahres. Uber Anregung Tschurtschenthalers wurde die Volksküche gegründet, wofür die Sparkasse 10.000 Gulden widmete. In Würdigung seiner Verdienste am 15. 6. 1877 zum Ehrenbürger ernannt, starb er am 27. 9. 1893. Während seiner Amtsperiode waren Bürgermeister-Stellvertreter: Dr. Wilhelm Seeber, Dr. Heinrich Falk, Dr. Jo¬ sef Dinter. Dr. Josef Dinter, geboren am 23. November 1835 in Gaudenzdorf, Niederösterreich, gestorben am 6. April 1908 in Innsbruck. 1877—1880 Dr. Dinter, von Beruf Rechtsanwalt, wurde am 9. 5. 1877 Bürgermeister. In der Gemeinderatssitzung vom 14. 5. 1880 gab er einen Rechenschaftsbericht über seine Amtsführung, der sogar gedruckt herausgegeben wurde. Darin erklärte er nach einem Rückblick über die Verwaltung der Stadt in dem abgelaufenen Jahrzehnt u. a., daß sich bereits sein Vorgänger Dr. Tschurtschenthaler unter Mitwirkung der Gemeindevertretung zu den Grundsätzen einer allseitigen Förderung des zeitgemäßen Aufblühens der Stadt als Mittelpunkt des Handels und des sich immer mehrenden Fremdenverkehres bekannt habe und er in dessen Fußstapfen getreten sei. Dinter wies die tendenziös in Umlauf gesetzten Anschuldigungen einer „Mißwirtschaft“, die zum Bankerott führe, zu¬ rück und lehnte jede Wiederwahl im vorhinein ab. Altbürgermeister Adam sprach ihm anschließend den Dank des Gemeinderates aus. Unter Dr. Dinter erlebte die Stadt eine Reihe baulicher Ausgestaltungen (z. B. Schul¬ hausbauten in Dreiheiligen und St. Nikolaus, Herstellung des Margarethenplatzes). Dinter war auch Präsident der Nordtiroler Advokaten-Kammer und Mitglied der judiziellen k. k. Staatsprüfungs-Kommission; der Kaiser hatte ihn zum Ritter des Franz-Joseph-Ordens geschlagen und mit dem Orden der Eisernen Krone 3. Klasse aus¬ gezeichnet. Er starb am 6. 4. 1908. Sein Grab am städt. Friedhof (Feld P, 218) ziert ein Porträtrelief von Prof. Heinrich Fuß. Während seiner Amtsperiode war Bürgermeister-Stellvertreter: Anton von Schumacher. Dr. Heinrich Falk, geboren am 21. Jänner 1840 in Treviso, gestorben am 21. August 1917 in Innsbruck. 1880—1893 Dr. Falk führte eine Rechtsanwaltskanzlei und wurde 1872 erstmals in den Gemeinderat gewählt. Am 10. 4. 1880 übernahm er das Amt des Bürgermeisters, das er bis 1893 innehatte. Da seine Tätigkeit mancherlei Erfolge be¬ züglich der baulichen Ausgestaltung der Stadt (z. B. Vollendung der Staatsgewerbeschule und des Allgemeinen Krankenhauses), der Verwaltung und Finanzgebarung aufzuweisen hatte, wurde ihm am 7. 5. 1892 das Ehren¬ bürgerrecht verliehen. Als Dr. Falk 1893 zum Nachfolger des verstorbenen Dr. Tschurtschenthaler als Direktor der Stadtsparkasse bestimmt worden war, legte er das Bürgermeisteramt nieder. Am 21. 8. 1917 erlag er auf dem Wege nach Aldrans einem Herzschlag. Während seiner Amtsperiode waren Bürgermeister-Stellvertreter: Anton von Schumacher und Wilhelm Greil. Dr. Friedrich Mörz, geboren am 4. Jänner 1840 in Innsbruck, gestorben am 14. Juni 1903 in Innsbruck. 1893—1895 Dr. Mörz, ein Sohn des Geschäftsmannes Friedrich Mörz und der Anna Lener, entstammte einer hochmusika¬ lischen Alt-Innsbrucker Familie. Als Student der juridischen Fakultät war er Gründer des Korps „Athesia“ und des Akademischen Gesangvereines. 1859 zog er mit der freiwilligen Studentenkompanie ins Feld. Dr. Mörz war neben seinem Beruf als Rechtsanwalt durch viele Jahre Vorstand des Musikvereines. In der Advokaten-Kammer für Nordtirol war er durch mehr als 25 Jahre tätig. Am 19. 5. 1893 in den Gemeinderat gewählt, dem er bis zu seinem Tode angehörte, übernahm er bereits am 23. 11. d. J. das Bürgermeisteramt, das er 1895 zurücklegte. Dr. Mörz starb am 14. 6. 1903; er wurde in einem Ehrengabe am städtischen Westfriedhof (Feld L, 25) beigesetzt. Während seiner Amtsperiode war Bürgermeister-Stellvertreter: Wilhelm Greil. Wilhelm Greil, geboren am 25. Mai 1850 in Innsbruck, gestorben am 13. Mai 1928 in Innsbruck. Vizebürger¬ meister von 1886 bis 1896. 1896—1923 Als Sproß einer altangesehenen Kaufmannsfamilie wurde Wilhelm Greil, Kaufmann von Beruf, durch sein dem Wohle der Stadt gewidmetes Lebenswerk geradezu zum „Schöpfer des modernen Innsbruck“. Als vielverspre¬ chende junge Kraft der deutsch-freiheitlichen Partei 1885 erstmals in den Gemeinderat gewählt, wurde er be¬ reits ein Jahr später Vizebürgermeister. Mit richtigem Weitblick war Greil bestrebt, der Gemeinde neue und dauernde Einnahmequellen zu erschließen; solche erkannte er im Gaswerk und im Elektrizitätswerk. 1898 gelang ihm der Erwerb des Mühlauer Elektrizitätswerkes, 1901—1903 wurde das Sillwerk gebaut und 1905 ging endlich das Gaswerk in den Besitz der Stadt über. Greil krönte seine großzügige, kommunale Energiepolitik durch den Ankauf des Achensees nach dem Ersten Weltkrieg, womit er die Grundlage zum Bau des Achenseewerkes legte. Weitere Verdienste erwarb sich Greil durch den Ausbau der Kanalisierung des Stadtgebietes und der Trinkwas¬ serversorgung; ihm verdankt die Stadt das Schwimmbad in der Museumstraße, die Volksbäder, die Ausgestaltung des Krankenhauses (Kinderklinik) und die Vollendung der Schlachthofanlagen. Zur Verschönerung der Stadt erwarb Greil die Weiherburg und ließ die dortigen Parkwege anlegen. In seine Amtszeit fällt außerdem der Neu¬ bau des Bundesgymnasiums, der Handelsakademie und der Neuen Universität. Nach zähen Verhandlungen gelang Greil am 1. Jänner 1904 die Eingemeindung der Vororte Wilten und Pradl, wodurch die rasch anwachsende Stadt weitere Ausdehnungsmöglichkeiten erhielt. Als eifriger Förderer des Fremdenverkehrs widmete er sich mit Energie dem Bau der Straßenbahn, der Mittelgebirgsbahn — deren Prä¬ sident er seit ihrer Gründung war — und der Hungerburgbahn. An der finanziellen Sicherstellung der Mitten¬ waldbahn war er ebenfalls wesentlich beteiligt. In den Jahren des Ersten Weltkrieges und den Notjahren der Nachkriegszeit meisterte das bereits bejahrte Stadt¬ oberhaupt seine Amtsgeschäfte immer noch in ungebrochener Energie. Nachdem Greil im Jänner 1922 das sil¬ berne Amtsjubiläum gefeiert hatte, gab er am 12. Juni 1923 seine Würde an seinen Nachfolger Rechtsanwalt Dr. Anton Eder weiter. Greil gehörte während der ganzen Zeit seiner Amtstätigkeit als Bürgermeister auch dem Tiroler Landtag an, wo er gleichfalls ein gewichtiges Wort mitsprach. Wilhelm Greil erfuhr für seine Verdienste mannigfaltige Ehrungen. Schon 1903 zum Ehrenbürger ernannt, er¬ hielt er bei seinem Rücktritt den Titel eines Ehrenbürgermeisters. Zu seinem 60. Geburtstag stifteten die Bürger die goldene Ehrenkette, die seither die Bürgermeister bei feierlichen Anlässen tragen. Die Wilhelm-Greil-Straße und ein Weg auf die Hungerburg tragen seinen Namen. Während seiner Amtsperiode waren Bürgermeister-Stellvertreter: Ferdinand Pichler, Dr. Hans Wenin, Dr. Eduard Erler, Bernhard Zösmayr, Dr. Hans Peer, Martin Rapoldi, Dr. Gottlieb Staudinger.