1 Chronik und Statistik 5 Innsbrucks Bürgermeister seit 1850 Dr. Anton Clemann, geboren am 4. Jänner 1807 in Meran, gestorben am 9. Juni 1875 in Innsbruck. 1850—1853 Dr. Clemann, von Beruf Rechtsanwalt, wurde am 23. 9. 1850 Bürgermeister. Zu Beginn des Jahres 1853 legte er dieses Amt zurück und teilte in der Bürgerausschußsitzung vom 10. 2. 1853 mit, daß ihm der Kaiser die Ent¬ hebung aus Gesundheitsrücksichten genehmigt habe. Die einstweilige Amtsführung übernahm Vizebürgermeister Dr. Josef Ritter von Peer. In die Amtszeit Dr. Clemanns fällt die Errichtung einer Realschule, die Trennung der Schulen von St. Nikolaus und Mariahilf, die Anlage neuer Straßen, der Bau der Unterinntaler Bahn und die Vorbereitung für eine Regulierung oder Neuanlage des städt. Friedhofes; im Juli 1851 wurde eine Bauordnung beschlossen. Dr. Clemann starb, nachdem er seine letzte Lebenszeit in Zurückgezogenheit verbracht hatte, am 9. 6. 1875. Während seiner Amtsperiode waren Bürgermeister-Stellvertreter: Dr. Alfons Widmann und Dr. Josef Ritter von Peer. Vom Beginn des Jahres 1853 bis Juli 1858 führte Vizebürgermeister Dr. Josef Ritter von Peer die Amts¬ geschäfte. Josef Anton Neuner, geboren am 22. Juli 1817 in Telfs, Oberinntal, gestorben am 8. Mai 1885 in Innsbruck. 1858—1861 Josef Anton Neuner leitete als provisorischer Bürgermeister erstmals die Gemeinderatssitzung vom 19. 7. 1858, die „zum Behufe der Anordnungen der bei Gelegenheit der Eröffnung der tirolischen Staatseisenbahn statt¬ habenden Feierlichkeiten“ einberufen worden war. Neuner, von Beruf Richter, war Bürgermeister bis 23. 1. 1861 und dann Vizebürgermeister. Er war — wie es in einem Nachruf hieß — „der letzte Bürgermeister in der Zeit des Absolutismus und der Bevormundung der Gemeinde durch die Regierung; nichtsdestoweniger war sein Wirken innerhalb der damals engen Grenzen, die für den selbständigen Wirkungskreis der Stadtvertretung und des Magistrates gezogen waren, ein ersprießliches“. Im November 1858 wurde die Unterinntaler Bahn eröffnet, 1859 brach der Krieg mit Italien aus. Er wurde am 1. 8. 1861 zum Ehrenbürger von Innsbruck ernannt und vom Kaiser mit dem Franz-Josephs-Orden ausgezeichnet; später erhielt er den Rang eines Statthalterei-Rates. 1866 war Neuner Vorsteher des Bezirksamtes in Reutte. Neuner war mit Karoline von Mersi verheiratet. Am 8. 4. 1885 starb er an Entkräftung. Während seiner Amtsperiode war Bürgermeister-Stellvertreter: Dr. Josef Ritter von Peer. Karl Adam, geboren am 19. Jänner 1821 in Innsbruck, gestorben am 14. Jänner 1898 in Innsbruck. 1861—1864 Kaufmann Karl Adam übernahm am 29. 1. 1861 als erster das Amt eines konstitutionellen Bürgermeisters, das er bis zum 20. 4. 1864 innehatte. Im Mai 1864 lag im Handelskasino eine Dankadresse zur Unterfertigung auf, die Adam durch eine Bürgerdeputation unter Vizebürgermeister M. Meyer überreicht wurde. Darin hieß es u. a.: „Ihrer Anregung verdankt die Gemeinde das Emporblühen gemeinnütziger Anstalten, die Einführung zeitgemä¬ Ber Reformen auf allen Gebieten. Sie haben allen Bürgern vorangeleuchtet durch opferwillige Ausdauer, durch ein leutseliges, humanes Benehmen und durch ein unerschütterliches Festhalten an dem Staatsgrundgesetze vom Februar 1861 und dessen Prinzipien.“ Besondere Verdienste erwarb sich Adam als Organisator der städ¬ tischen Feuerwehr. Er propagierte auch den Bau einer Fernbahn und war durch viele Jahre Vorstand der Spar¬ kasse. Ausgezeichnet mit dem Eisernen Kronenorden 3. Klasse und am 5. 9. 1877 zum Ehrenbürger ernannt. starb Adam am 14. 1. 1898. Während seiner Amtsperiode war Bürgermeister-Stellvertreter: Martin Meyer. Dr. Josef Peer, Ritter von Egerthal, geboren am 11. September 1811 zu Burghausen in Oberbayern, gestor¬ ben am 18. Dezember 1879 in Innsbruck. 1864—1867 Dr. Peer zog 1848 als Leutnant der Studentenkompanie an die italienische Grenze. Von Beruf Gutsbesitzer und Rechtsanwalt und der konservativen Partei angehörig, wurde Peer am 17. 5. 1864 Bürgermeister. Unter seiner Amtszeit wurde der Berg-Isel-Tunnel erbaut, die städtische Sicherheitswache, die das Ende der Nachtwächter bedeutete, eingerichtet und das Gefällswesen reorganisiert. Als Vorkehrung gegen die Einschleppung der Cho¬ lera wurden im November 1866 die Straßen der Stadt mit einer Eisenvitriollösung bespritzt. Am 3. 6. 1867 legte Peer sein Amt nieder. Obwohl er selbst nicht der Adelsmatrikel angehörte, vermachte er dem Adelsmatrikel¬ fonds über 300.000 Gulden für die Unterstützung adeliger und bürgerlicher Fräulein. Am 18. 12. 1879 erlag Peer einem Schlagfluß. Während seiner Amtsperiode war Bürgermeister-Stellvertreter: Dr. Franz Freiherr von Rapp. Dr. Franz Xaver Maria Josef Rapp, Freiherr von Heidenburg, geboren am 21. Februar 1823 in Innsbruck, gestorben am 19. September 1889 in Innsbruck. 1867—1869 Rapp war als Sohn des k. k. Gubernialrates und Kammerprokurators Josef Rapp und der Anne von Stolz gebo¬ ren. 1848 zog er als Oberleutnant der Scharfschützenkompanie Hopfgarten ins Feld. Rapp war Mitglied der katholischen Studentenverbindung „Austria“ und der konservativen Partei und übte den Beruf eines Notars aus. Von 1863—1866 Vizebürgermeister von Innsbruck, wurde er am 3. 5. 1867 zum Bürgermeister gewählt. Diese Würde legte er aber bereits am 27. 2. 1869 nieder, da er mit dem neuen Schulgesetz nicht einverstanden war. Am 11. 9. 1871 wurde er zum Landeshauptmann gewählt; er versah dieses Amt bis 1877 und vom 19. 7. 1881 an. Da Rapp selbst gegen seine Partei Stellung nahm, wenn sie ausfällig zu werden drohte, entstand ihm darin eine gewisse Gegnerschaft. Diese versuchte in seinem Wahlbezirke Gegenkandidaten aufzustellen. Er wurde vom Kai¬ ser mit dem Orden der Eisernen Krone 2. Klasse ausgezeichnet, in den Freiherrenstand erhoben und zum lebens¬ länglichen Reichsratsmitglied ernannt; überdies war er Comthur des päpstlichen Gregoriusordens. Rapp erlag, 65 Jahre alt, einer Herzlähmung. Während seiner Amtsperiode war Bürgermeister-Stellvertreter: Dr. Johann Tschurtschenthaler. Dr. Johann Tschurtschenthaler, geboren am 8. Jänner 1828 in Innsbruck, gestorben am 27. September 1893 in Innsbruck. 1869—1871 Dr. Tschurtschenthaler, ein Sohn des Kaufmanns Simon Tschurtschenthaler jun. und der Aloisia Preyer, übte 1872—1877 den Beruf eines Notars aus und gehörte der liberalen Partei an. Er wurde am 1. 6. 1869 zum Bürgermeister ge¬ wählt. Als Anfang März 1871, anläßlich des Friedensschlusses zwischen Deutschland und Frankreich, ein Fackel¬