Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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XIV
Die alte Maximilianische Hofburg wird auf Be¬
sehl Maria Theresias nach dem Plane des Ing.=
Majors von Walter umgebaut. 1775 malt Anton
Franz Maulpertsch den Plafond des neuen Riesen¬
saales. 1790 wird das Inntor abgetragen und mit
dem Bau einer neuen Brücke an Stelle der frü¬
heren, seit der überschwemmung des vorhergehen¬
den Jahres schadhaften begonnen. 1794 schmückt
der Maler Johann Schöpf die Johanniskirche mit
schönen Fresken.
Unter dem Namen „Berg Moria“ (später „St.
Johannesloge“ zu den 3 Bergen“) wird 1777 erst¬
mals eine Freimaurerloge eröffnet. Anfangs 1781
wird eine ausführliche „Stadt Innsbruckische
Gassensäuberungs=Ordnung“ erlassen, die jeden
Hauseigentümer verpflichtet, den Weg vor seinem
Hause rasch zu säubern. Im gleichen Jahre hebt
Kaiser Josef II. die Universität auf und schafft ein
Lyzeum, dessen Rektor Ignaz De Luca ein „Jour¬
nal der Literatur und Statistik“ veröffentlicht, das
eine erste wertvolle Geschichte der Universität ent¬
hält. Anfangs Mai 1782 übernachtet Papst Pius VI.
in Innsbruck; aus diesem Anlaß wird ein Fest¬
gedicht gedruckt, betitelt „Frohlocken der Schafe
über die Ankunft ihres Oberhirten Pius VI.“ In
diesem Jahre herrschte auch in Innsbruck die so¬
genannte russische Krankheit, eine Art Grippe.
Die letzten Jahre des 18. Jahrhunderts sind
durch die verschiedenen Kriegsereignisse verdüstert;
Generäle und Truppen kommen und gehen. Am
29. Mai 1796 wird wegen der im Süden Tirols
anmarschierenden Franzosen befohlen, daß sich alle
waffenfähige Mannschaft vorbereiten möge, um
„auf dem ersten Ruf mit ihren Gewehren, allen¬
falls auch Sensen und Heugabeln, Lanzen etc. vor¬
rücken“ zu können. Zur Leitung der Landesver¬
teidigung war Ende August 1796 der Hofkommissär
Konrad Ludwig Graf von und zu Lehrbach nach
Innsbruck gekommen; im März des folgenden
Jahres verlieh die Stadt ihm, seinen beiden Brü¬
dern und allen ihren ehelichen Nachkommen aus
besonderer Dankbarkeit das Bürgerrecht. Anfangs
April 1797 schlugen sich die Innsbrucker Schützen
unter Philipp von Wörndle bei Spinges helden¬
mütig. Verdiente Landesverteidiger erhielten
später (1798) von der Tiroler Landschaft gewidmete
Gedenkmünzen an grün=weiß=grünem Bande und
kaiserliche Ehrenmedaillen.
Die Kriegsläufte des ausgehenden 18. Jahrhun¬
derts setzten sich bis in das zweite Jahrzehnt des
19. hinein fort. Der beim Tiroler Volke beliebte
Erzherzog Johann weilt öfters in Innsbruck. Am
5. November 1805 zieht der französische Marschall
Ney ein und ein Monat später wird das Land Tirol
an Bayern abgetreten. Im Februar 1806 beginnt
der bayerische Generalkommissär Karl Graf Arco
seine Tätigkeit, der im Juni 1807 die Aufhebung
der 400jährigen Verfassung verkündet. Der König,
die Königin und der Kronprinz besuchen mehrmals
Innsbruck. Im Jahre 1809 erlebt Innsbruck seine
größten Tage, als während des tirolischen Frei¬
heitskampfes die siegreichen Schlachten am Berg
Isel (12. April, 29. Mai und 13. August) geschlagen
werden und Andreas Hofer als Oberkommandant
die Hofburg bezieht (17. August). Am 4. Oktober
legt ihm der Prälat von Wilten in der Hofkirche
die goldene Ehrenkette des Kaisers feierlich an
und wenige Wochen später muß er die Stadt schon
wieder endgültig verlassen. Im Juli 1810 bezieht
der bayerische Kronprinz die Hofburg als Residenz.
Damals zählte die Stadt ungefähr 10.000 Ein¬
wohner. Am 24. Juli 1814 wird anläßlich der Rück¬
kehr Tirols an Österreich eine große Feier mit
einer Festvorstellung im Theater, Stadtbeleuchtung
und Bergfeuern veranstaltet. Ende Mai 1816 trifft
Kaiser Franz zu einem mehrtägigen Besuch ein, im
Juli der Reichskanzler, Fürst Metternich. Der Mi߬
wachs dieses Jahres und eine nachfolgende Teu¬
erung verlängern die ohnehin schon reichlichen Not¬
zeiten der Kriegsjahre neuerdings. Das Star Erd¬
äpfel (Grundbirn genannt) kostet statt 16 Kreuzer
bis zu 2 Gulden 24 Kreuzer. Damals suchen viele
arme Leute bei der Stadtbehörde um die Erlaub¬
nis an, sich mit dem mit wertlosen Sträuchern be¬
wachsenem, hügeligem Grund oberhalb Hötting
kleine Anbauflächen erarbeiten zu dürfen. Es ist
nicht unwahrscheinlich, daß darauf der immer noch
unbefriedigend erklärte Name „Hungerburg“ für
diese Gegend zurückgeht.
Im Jahre 1821 wurde ein politisch=oeconomischer
Stadt=Magistrat mit einem besoldeten, von der
Landesstelle zu ernennenden und unmittelbar vom
Kaiser zu bestätigenden Bürgermeister an der
Spitze errichtet; diesem gehörte weiters ein geprüf¬
ter, besoldeter Magistratsrat, der zugleich poli¬
tischer Untersuchungscommissär war, an, sechs un¬
besoldete Magistratsräte und 24 städtische Reprä¬
sentanten, ein Stadtkämmerer und Stiftungsver¬
walter, ein Sekretär und Registrator, ein Stadt¬
haumeister, ein Wundarzt usw. Als erster Bürger¬
meister wurde Felix von Riecabona ernannt. Der
Musikverein wurde 1818 begründet, die Sparkassa
1822, eine Leihbibliothek und die Brandversiche¬
rungsanstalt 1825.
Im Oktober 1822 halten sich der Kaiser Franz
und Zar Alexander auf der Durchreise nach Verona
in Innsbruck auf. Am 19. Februar 1823 werden die
Gebeine Andreas Hofers in aller Stille in das
Servitenkloster gebracht, von wo man sie zwei
Tage später feierlich in die Hofkirche überträgt.
Im gleichen Jahre genehmigt der Kaiser den Ent¬
wurf für ein Nationalmuseum, dessen Protektorat
der Kronprinz Ferdinand (daher Ferdinandeum!)
übernimmt. 1825 wird das Lyzeum wieder in eine
Universität zurückverwandelt. Die Rauch'sche
Kunstmühle in Mühlau beginnt 1830 ihre Arbeit.
Die Andreas=Hofer=Statue von Joh. Schaller in
der Hofkirche wird 1834 enthüllt. 1837 werden an