Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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XIII
arbeiten und der Bildschnitzer Nikolaus Moll schafft
die kunstvolle Kanzel. In den Jahren 1725—30
wird das Landhaus nach den Plänen Georg Anton
Gumpps an der Stelle der alten Plattnerei er¬
richtet.
Als Mitte Mai 1739 die 22jährige Erzherzogin
Maria Theresia mit ihrem Gemahl, Franz von
Lothringen, in Inns¬
bruck weilte, ahnte sie
noch nicht, welche Be¬
deutung diese Stadt ein
Vierteljahrhundert spä¬
ter in ihrem Leben er¬
langen sollte. Im Juli
1675 traf die ganze
kaiserliche Familie hier
ein, um die Hochzeit
des Erzherzogs Leopold
mit der spanischen In¬
fantin Maria Ludovica
zu feiern. Die Stadt
hatte große Vorberei¬
tungen getroffen. Der
Vorstadtturm wurde
abgerissen, um eine
breitere Einfahrt in die
Altstadt zu gewinnen,
die mit Unrat und stin¬
kenden Tümpeln ge¬
füllten Stadtgräben
wurden aufgeschüttet
und die Gassen gesäu¬
bert und verbessert.
Aus den Steinen des
Vorstadttores wurde
die — heutige! — Tri¬
umphpforte erbaut. Zur
Unterhaltung der Fest¬
gäste wurde eine Oper
und ein Ballett aufge¬
führt, ein Domino=Ball
abgehalten und eine
Stadtbeleuchtung ver¬
anstaltet. Die Festes¬
freude, die ohnehin
schon durch schlechtes
Wetter beeinträchtigt wurde, erfuhr jedoch ein ge¬
waltsames Ende, als am 18. August Kaiser Franz
vom Schlage getroffen in den Armen seines
Sohnes, des Kaisers Josef II., in der Hofburg ver¬
schied. Zur Erinnerung an des Kaisers Tod grün¬
dete Maria Theresia ein adeliges Damenstift, das
noch im selben Jahre eröffnet wurde. Die erste
Abtissin war die Erzherzogin Elisabeth, eine Toch¬
ter der Kaiserin, die sich als „kropfete Lisl“ bei der
Bevölkerung größter Beliebtheit erfreute.
Vom Jahre 1765 an (bis 1865) schildert die
Geschicke der Stadt Innsbruck eine ausführliche
Chronik, die der Hofportier Johann Pusch begann
und dessen Sohn der Archiv=Registrant Gottfried
Pusch, weiterführte. Auch der Schloßverwalter
Philipp Makart hinterließ wertvolle Aufzeichnun¬
gen. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts
schrieb der Wiltener Chorherr Adalbert Tschaveller
„Annalen“ des Klosters und der Stadt. Der Uni¬
versitätsbibliothekar Anton Roschmann (geb. 1694,
Hall) führte den Titel
eines tirolischen Histo¬
riographen; er gab 1744
u. a. ein Buch über das
alte Wilten, betitelt
„Veldidena, urbos an¬
tiquissima, Augusti co¬
lonia et totius Rhae¬
tiae princeps“ heraus.
Sein Sohn, Kassian
Anton Roschmann,
wurde 1764 zum „Ar¬
chivar“ beim Guber¬
nium ernannt, womit
dieser Titel üblich wird
und der alte eines
„Schatzregistrators“
verschwindet. Einer
seiner Nachfolger war
Joh, Friedrich Primisser
(geb. 1757, Prad), der
Dramen aus der Lan¬
desgeschichte schrieb und
1796 das Kriegslied
„n' Stutzen hear bam
Sokara“ dichtete. Seit
1761 erscheint die
„Innsbruckerische
(Mondtägliche oder
Mittwochige) Ordinari
Zeitung“
Im Jahre 1784 wurde
ein Magistrat einge¬
führt, der aus einem
Bürgermeister, fünf ge¬
prüften Räten, zwei
Sekretären, einem Ex¬
peditor und Registra¬
tor, einem Protokol¬
listen, einem Rechnungsoffizial, drei Kanzlisten
und drei Gerichtsdienern bestand. Der Bürger¬
meister sollte alle vier Jahre neu gewählt werden.
Bei wichtigeren Angelegenheiten waren überdies
24 gewählte Repräsentanten der Bürgerschaft um
Rat zu fragen. Dieser Magistrat löste sich mangels
der nötigen Geldmittel bald wieder auf und 1794
wird ein neuer mit einem Bürgermeister, neun
Räten und 24 Beisitzern geschaffen. Dieser sollte
mit den jährlichen Einnahmen der Stadt von zirka
6000 Gulden auskommen. Dabei wurde die Justiz¬
pflege der Stadt von der politisch=ökonomischen
Verwaltung getrennt.