IX Das 14. Jahrhundert brachte den weiteren Aus¬ bau der Stadt. Knapp außerhalb des der Neustadt zugekehrten Neustadt=Tores wurde ein hl. Geist¬ Spital errichtet, das später zum größten Wirt¬ schaftsbetrieb der Stadt heranwuchs und als Stadt¬ spital bis zur Eröffnung des neuen Krankenhauses im Jahre 1888 seinen Dienst tat. 1315 feiert König Heinrich, der Vater der Margarethe Maultasch, auf den Wiltener Feldern seine Vermählung mit Adel¬ heid von Braunschweig. 1338 verwüsten Heu¬ schreckenschwärme das Inntal und in den Jahren 1340 und 1390 suchen neuerdings schwere Brände die Stadt heim. Ende Jän¬ ner 1363 übergibt Marga¬ rethe Maultasch das Land Tirol den Habsburgern und am 10. Februar empfängt Herzog Rudolf IV. die Hul¬ digung der Innsbrucker. Es folgen unruhige Jahre, die Bayern fallen mehrmals in das Land und dringen 1368 sogar über den Brenner vor. Der Ritter Oswald Milser von Schloß Klamm bei Barwies überrumpelt 1367 mit bewaffneter Macht das Stift Wilten und führt den Abt Konrad als Gefan¬ genen auf sein Schloß. Von der Gefangenschaft zurück¬ gekehrt, wird der Abt um Allerseelen 1368 von den Innsbruckern in der Sill ertränkt. Herzog Leopold deckt jedoch die Tat und er¬ klärt, daß der Abt „wider uns und unsere Lande gröz¬ lich und schwerlich wider seine Treu und Ehre getan“ habe, was wohl soviel be¬ deuten mag, als daß sich der Abt bayernfreundlich benommen hat. Seit den Siebzigerjahren erscheint als Stadt¬ oberhaupt ein Bürgermeister an Stelle des frü¬ heren landesfürstlichen Richters. 1315 wird in Ur¬ kunden bereits ein Rat erwähnt und 1328 werden die 12 „gesworn zu Innsprukk“ namentlich auf¬ gezählt. Da damit zugleich eine Reihe der damals angesehensten Geschlechter genannt wird, seien sie hier angeführt: Chunrat der Fulsach (führte einen vollen Sack im Wappen), Engelle der Engelschalch vor der chirchen, Heinrich der Sneider, Christan der Möre, Ulrich der Schreiber, Heinrich der Plätterle, Otle der Tallucher, Witmar der Sneider, Chunrat der Schaller, Seibot Abel, Heinrich der Plummer, Ruple der Püfelle. Der Schreiber Ulrich versah vielleicht schon die Stelle eines Stadtschrei¬ bers, für die 1342 ein Schreiber Matheis ausdrück¬ lich angegeben wird. Das Rathaus mit einer neuen Brotbank wird 1358 erwähnt. Im Verlaufe des 14. Jahrhunderts werden auch bereits mehrfach einzelne Gassennamen genannt, so z. B. die Peyrer=Gasse, welche ihren Namen von einem dort befindlichen Keller des Klosters Be¬ nediktbeuren herleitet und der heutigen Schlosser¬ gasse entspricht, dann die Rumer=Gasse, die jetzige Hofgasse, und die Kirch=Gasse, die zur Pfarrkirche führt. Im 15. Jahrhundert erfährt Innsbruck einen mächtigen Aufschwung. Es wird hauptsächlich seiner günstigen geographischen Lage wegen zur Hauptstadt Tirols und Residenzstadt der oberösterreichischen Lan¬ de. Herzog Friedrich mit der leeren Tasche schlägt um 1420 hier sein ständiges Hoflager auf und bewohnt den sogenannten Neuhof, das Haus mit dem goldenen Dachl, dessen Erbauung die Sage ohnehin ihm zu¬ schreibt. Eine Folge davon war ein Anwachsen der Be¬ völkerung. Hofleute und Regierungsbeamte zogen zu und der Landadel hielt sich häufiger in der Stadt auf Am Ausgange des Mittel¬ alters dürfte Innsbruck etwa 3000 Einwohner ge¬ zählt haben. Im Jahre 1401 weilt der König Ruprecht von der Pfalz in Innsbruck, 1413 gerät König Sigmund bei einer Festlichkeit mit Her¬ zog Friedrich eines Bürger¬ mädchens wegen in Streit und 1415 erblickt der spätere Kaiser Friedrich III. hier das Licht der Welt. Letzterer übernimmt im August 1439 die Vormundschaft über Herzog Sig¬ mund, den Sohn des im Juni verstorbenen Herzogs Friedrich, die er erst 1446 nach harten Auseinander¬ setzungen mit der Tiroler Landschaft ausläßt. 1452 beginnt Herzog Sigmund, der den etwas unzu¬ treffenden Beinamen „der Münzreiche“ führt, einen langwierigen Streit mit dem berühmten Kardinal Nikolaus von Cusa, Bischof von Brixen, den er im Verlauf der Händel im Juni 1457 im Kloster Wilten sogar einmal gefangen nimmt. Aus dem 15. Jahrhundert erhielt sich im Bürger¬ buche eine genaue Bestimmung über „der Stat Innsprukg Zoll und Gerechtigkait von der Prugken daselbs“. Die Augsburger hatten danach z. B. von trockenen Waren keinen Zoll zu zahlen, wohl aber für Wein, Öl und Häringe, und ein Gast, der Wein Lichtbild: Dr. Hammer Hofkirche und Neues Stift mit Fröhlichsgang