Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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7. Abschnitt
Rauchfangkehrerordnung.
e (Auszug)
erlassen vom Stadtmagistrat Innsbruck auf Grund des
§ 54, Abs. 2 G.O. sowie des Gemeinderatsbeschlusses vom
18. November 1909.
§ 1. Der Rauchfangkehrer ist verpflichtet, jede bei den
Parteien vorgenommene Reinigung der Rauchfänge,
Röhren und Sparherde, sowie die hiefür erhaltene Zah¬
lung in das Rauchfangkehrerbüchel einzutragen.
m§ 2. So oft Kaminfeger sich bei irgend einer Partei zum
Reinigen der Kamine, Sparherde, Oefen, Rauchröhren
u. dgl. — selbstverständlich in der hiezu festgesetzten Frist
— einfindet, ist diese Reinigung unweigerlich, sowie sie
der Rauchfangkehrer notwendig findet, vornehmen zu
lassen. Dem Rauchfangkehrer obliegt die Pflicht, sein Er¬
scheinen wenigstens einen Tag früher der betréffenden
Partei anzusagen oder im Vorhinein einen bestimmten
Tag im Monate, an welchem die Reinigung vorgenommen
werden soll, mit den Parteien zu vereinbaren.
§ 3. Der Reinigung sind, selbstverständlich im
Benützungsfalle zu unterziehen; a) alle 14 Tage:
Kamine bei großen und anhaltenden Feuerungen, Kamine
für gewerbliche Unternehmungen,
b) alle Monate einmal: Enge sogenannte russische
Kamine; Sparherde und Rauchrohren, sowie überhaupt
Kamine mit drei oder mehr Feuerungen;
e) alle zwei Monate einmal: Schliefbaxe Kamine mit
offener Feuerung, sowie alle sonstigen Kamine.
§ 4. Die Reinigung der Kamine, Rauchröhren, Oefen
und Sparherde darf nicht durch die Partei selbst, sondern
nur durch befugte Kaminfeger vorgenommen werden.
Wenn mit der Reinigung von Kachelöfen oder Spar¬
herden aber Hafnerarbeiten (Lehmarbeiten) verbunden
sind, so steht diese Reinigung den befugten Hafnern zu.
§ 5. Es ist den einzelnen Parteien nicht gestattet, für
sich einen anderen Rauchfangkehrer zu bestellen, als
jenen, dessen sich der Hausherr bedient.
Dem Hausherrn steht jedoch unbedingt die freie Wahl
unter den konzessionierten Rauchfangkehrern zu.
§ 6. Die Hauseigentümer und Wohnparteien sind ver¬
pflichtet, die Kaminputztürchen am Dachboden und in
allen Kellerräumen jederzeit vollkommen frei zugänglich
zu halten; dieselben dürfen in keiner Weise verstellt
werden.
Der Hausbesitzer hat nach vollzogener Reinigung für
die Fortschaffung des Rußes auf dem Dachboden und in
den Kellern zu sorgen.
Feuergefährliche oder leicht brenende Sachen dürfen in
der Nähe von Heizstellen nicht aufbewahrt werden; beim
Ausleeren und Aufbewahren der meist glühenden Asche ist
die größte Vorsicht zu gebrauchen.
§ 7. Die städtische Feuerbeschaukommission kann aus¬
naymsweise, wenn sie es für notwendig erachtet, öfter
vorzunehmende Reinigungen bestimmen.
§ 8. Vorgefundene Gebrechen sind vom Kaminfeger der
Partei und in jedem Falle auch dem Hausherrn unver¬
züglich zur Abhilfe bekanntzugeben und im Falle der
Nichtbehebung des Gebrechens dem Magistrate zur An¬
zeige zu bringen.
§ 9. Uebertretungen der vorstehenden Anordnungen
seitens der Hauseigentümer und Wohnparteien werden,
insoferne sie nicht der Ahndung nach dem allgemeinen
Strafgesetze unterliegen, vom Stadtmagistrate mit Geld¬
oder Arreststrafen in der Höhe des jeweils gesetzlichen
Ausmaßes geahndet. Den Rauchfangkehrern wird es zur
strengen Pflicht gemacht, von jeder Vernachlässigung der
vorstehenden Anordnungen die Anzeige bei der städtischen
Behörde zu machen.
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§ 10. Uebertretung dieser Ordnung durch den Kamin¬
kehrer sind von der Partei bezw. vom Hausbesitzer dem
Stadtmagistrate anzuzeigen und werden, insoferne selbe
nicht einer durch die allgemeinen Strafgesetze festgesetzten
Strafe unterliegen, mit Geld= bezw. Arreststrafen in der
Höhe des jeweils gesetzlichen Ausmaßes nach der Gewer¬
beordnung geahndet.
Polizeistunde für das Gast= und
Schankgewerbe.
Verordnung des Landeshauptmannes von Tiro# vvom
6. 2, 1926 LGBl. Nr.715 betreffend die Regelung der
Polizeistunde für Tirol)n
Auf Grund der Min. Vdg. vom 3. 4. 1855, RGBl.
Nr. 62 und der §§.131 und 141 der G. O. wird angéordnet
wie folgt:
§ 1. Alle Gast= und Schanklokalitäten, einschließlich der
Kaffeehäuser müssen in den Städten und Märkten, sowie in
Orten mit 4000 und mehr Einwohnern von 12 Uhr
nachts, in den übrigen Gemeinden Tirols um11 Uhr
nachts geschlössen werden.
Diese Anordnung hat auch für Bahnhofrestaurationen
— insoweit der. Zugsverkehr es gestattet. — zu gelten,
findet jedoch in den zur Beherbergung von Fremden be¬
rechtigten Gastgewerbebetrieben auf ankommende Rei¬
sende und Fuhrleute keine Anwendung.
§ 2. Die Bewilligung zum Offenhalten der Gast= und
Schankgewerbe und der Kaffeehäuser über die Polizei¬
stunde wird von den Gewerbebehörden erster Instanz
erteilt. Diese werden gegen jederzeitigen Widerruf gemaß
§. 141 G. O. hiemit ermächtigt, den Bürgermeistern die
Erteilung dieser Bewilligungen zu übertragen.
Eine solche Bewilligung darf in der Regel nur von
Fall zu Fall, für einzelne Nächte und nur bei besonderen
Verhältnissen für gewisse bestimmte Zeitabschnitteserteilt
werden und ist stets in schriftlicher Form auszufertigen.
Hinsichtlich der Festsetzung der für die Bewilligung zum
Offenhalten der Gast= u. Kaffehäuser über die Poljzeistunde
zu entrichtenden Gebühren sind die Landesgesetze vom 28.1.
1920, LGBl. Nr. 26 und 20. 1. 1921, LGBl. Nr. 54 und
die hiezu erflossenen Abänderungen über die Einhebung
einer Vergnügungssteuer zu Gunsten der Gemeinden
maßgebend. Außerdem ist die Verwaltungsabgabe nach
Post 72h des Tarifes der Bundesverwaltungsabgaben¬
verordnung vom 18. 12. 1925, BGBl. Nr. 444, im Betrage
2 S für jede Stunde zu entrichten.
§ 3. Werden Gast=, Schank= oder Kaffeehauslokalitäten
abgesehen von der im § 1, Abs. 2 dieser Verordnung er¬
wähnten Ausnahme — ohne vorherige Bewilligung über
die festgesetzte oder erweiterte Polizeistunde offen gehal¬
ten oder werden sie zwar nach dieser Stunde gesperrt,
wird aber dennoch Gästen der Zutritt oder das längere
Verweilen in denselben gestattet, so sind die Gewerbe¬
inhaber (Geschäftsführer, Stellvertreter, Pächter), nach
den Vorschriften der Gemerbeordnung (§ 131 kf) zu be¬
strafen.
§ 4. Jene Gäste, welche über die von den Ueber¬
wächungsorganen nach Eintritt der Polizeistunde an sie
unmittelbar gemachte Aufforderung sich nicht sofort ent¬
fernen, sind hiezu zu verhalten, und unterliegen, insoferne
nicht eine durch das allgemeine Strafgesetz verpönte
Handlung mit unterläuft, oder insoferne nicht bei Zü¬
treffen der Voraussetzungen des § 7 des Verwaltungs¬
strafgesetzes vom 21. 7. 1925, BGBl. Nr. 275 die Straf¬
barkeit nach den Vorschriften des VIII. Hauptstückes der
G. O. eintritt, der Bestrafung gemäß Art. VII des Ges.
vom 21. 7. 1925, BGBl. Nr. 273 wegen Uebertretung der
Min. Vdg. vom 3. 4. 1855, RGBl. Nr. 62
§ 5. Die Einhaltung der Polizeistunde zu überwachen,
obliegt den Gemeinden und der Gendarmerie.