Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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Chronik und Statistik
Leitfaden der Geschichte Innsbrucks
Von Karl Schadelbauer und Franz-Heinz Hye
Nachrichten über den Ort „Innsbruck“ beginnen im
über die Ersitzungsfrist, die Erwerbung des Bürgerrechtes
indert. Bereits im Jahre 1138 hatte der junge Orden
und die letztwilligen Verfügungen.
Wilten übernommen, das
er Prämonstratenser das Stift
nzen Grund zwischen Inn und Sill besaß. Kurz zuvor
Das alte Stadtbild
var Herzog
Heinrich der Stolze von Bayern in das Innta
eingefallen und hatte das Schloß „Homeras“
Wie sah nun Innsbruck um das jahr 1239 aus? Am linker
= Amras),
Innufer, an der Stelle des ältesten Marktes, zog sich eine
das den bayrischen Grafen von Andechs gehörte, zerstört.
mit unbebauten Grundstücken durchbrochene Häuserzeile
Dabei eroberte der Herzog vermutlich auch jenen Hof, der
von der Innbrücke etwa 200 Meter gegen Westen und mehr
sein Sohn Heinrich der Löwe um 1150 dem Stifte Wilten
als doppelt soweit gegen Osten (Sankt Nikolaus) hin. Diese
schenkte.
Siedlung bezeichnete man später bis in die neue Zeit herein
Wie die Siedlung entstand
als die Obere und Untere „Anbruggn“. Auch die unteren,
Die Grafen von Andechs, die ihren Stammsitz am Am
an der nach Hötting hinaufführenden Gasse gelegenen Häu¬
nersee hatten, besaßen am linken Innufer einen kleinen
ser gehörten zur Stadt.
arkt, welcher den Uferstreifen bzw. das Gebiet des heuti¬
Das am rechten Ufer gelegene Stadtgebiet war von einer
gen Stadtteiles St. Nikolaus mit Mariahilf von der Mündung
ingmauer umgeben. Vom Inntor ausgehend, wich diese vom
des Höttinger Baches ostwärts bis zum Weiher- oder Stein
Ufer zurück und zog sich in einem großen Bogen, dem heu¬
bruchbach (westlich der Villa Blanka) umfaßt hat und ver
igen Markt- und Burggraben entlang, bis zu jener Stelle
nutlich im 12. Jahrhundert, jedenfalls sicher einige Zeit vor
vo das Rumer- oder Saggentor, das ist jetzt der Torbogen
1180, aus dem Gebiet der alten Dorfgemeinde Hötting als
Hofgasse-Universitätsstraße, den Zugang von Amras und
eigene Marktsiedlung an der Brennerstraße herausgenom¬
Pradl her vermittelte. Beim heutigen Rennweg verlief die
men und verselbständigt worden ist. Der Inn-Uberfuhr
tadtgrenze der Hofburg entlang, nördlich etwas zurück¬
diente hier ursprünglich nur eine vom Stift Wilten be¬
iegend, folgte dann der jetzigen Herrengasse bis zum Inn
riebene Fähre. Da die Andechser Anhänger des Herrscher¬
ind kehrte dem Ufer nach zur Brücke zurück.
hauses der Hohenstaufen waren, errichteten sie wahrschein¬
Die Ausmaße des Altstadtgebietes waren bescheiden. Die
lich nicht nur für die ganzjährig auf der Brennerstraße nord
lußseite maß etwa 300 Meter, die Ostseite 150 Meter und
wvie südwärts ziehenden Kaufleute, sondern besonders zur
die gerade Verbindung vom Inn- zum Rumertor durch die
rleichterung der mehrmaligen Italienzüge Kaiser Friedrich
Stadt 270 Meter. Bis zum Stifte Wilten und damit zu der fü
Rotbarts nahe jener ursprünglichen Fähre eine feste, das
lie Stadt zuständigen Pfarrkirche war ein etwa 1500 Mete
ganze Jahr über benützbare Brücke. Diese etwas vor 1180
langer Weg durch Wiesen und Acker zurückzulegen. Süd
erbaute Brücke gab dem Ort alsbald den Namen „Insprucke
lich und östlich der Stadt erstreckte sich das gleichfalls zum
der erstmals 1187 vorkommt.
Inbau geeignete, weite Gelände, das man „Sakken“ nannte
Um die Brückenköpfe auf beiden Ufern in eigenem Besit¬
Nach 1250 war der Platz in der Altstadt, wenn es auch da
beherrschen und verteidigen zu können, hat Graf Berthol
ind dort noch ein unbebautes Grundstück gab, bereits sc
(V.) von Andechs im Jahre 1180 eine größere Grundfläche am
knapp geworden, daß eine Erweiterung nach irgendeiner
echten Innufer, das Gebiet der heutigen Altstadt, vom
Seite nötig wurde. Die Richtung hiefür wies der wichtigst
Stifte eingetauscht, seinen Markt dahin verlegt und ver¬
Straßenzug, der nach Süden gegen Wilten und zum Brenner
größert. Zum Dank für das gezeigte Entgegenkommen
lie heutige Maria-Theresien-Straße. Im Jahre 1281 erwarl
chenkte der Graf der Wiltener Kirche einen wertvollen
un der tatkräftige Graf Meinhard II. von Tirol wieden
Kelch, der heute im Wiener Kunsthistorischen Museum als
durch einen Tausch (wie 1180) vom Stifte Wilten alle Rechte
hervorragende Kostbarkeit aufbewahrt wird.
lie es in der „Neustadt“ („in Nova Civitate in Insprukk“
Dieser neue Markt mußte nun möglichst rasch mit Graber
besaß. Das Gebiet zu beiden Seiten der jetzigen Maria
Mauern und Tortürmen befestigt werden. Am südlicher
Theresien-Straße bis zum heutigen Landhaus nannte man
Brückenkopf, an der Stelle der heutigen Innkaserne (jetz
also bereits damals „Neustadt“. Der wichtigste Bau darin
ankl-Kaserne), erbauten sich die Andechser auch einer
var das Stadtspital zum Heiligen Geist, das um 1307 errich¬
esten Sitz, die erste stadtherrliche bzw. landesfürstliche
tet wurde
Burg in Innsbruck. Nachdem somit zum Marktplatz die Be¬
Alte Handelsstadt
festigung gekommen war, welche beiden Elemente bei uns
lie Grundlage zur Stadtwerdung darstellten, entwickelte sich
Woher kamen die ältesten Innsbrucker Bürger, welche
der Markt an der Innbrücke nun rasch zur Stadt, als welche
Berufe übten sie aus und wie zahlreich waren sie? Diese
nnsbruck im Jahre 1209 erstmals bezeichnet wird.
ragen lassen sich nur sehr dürftig beantworten. Personer
Stadt e
Wann die förmliche Erhebung Innsbrucks zur
mit dem Beinamen Phennine = Pfennig, Hallar = Heller
folgte, ist unbekannt. Es muß jedoch im Zeitraum zwischer
und ebenso lateinisch Obolus sowie Helbling = Halbpfennig
1180 und 1209 erfolgt sein. Auch die Innsbrucker Stadtrechte
standen zweifellos mit der andechsischen Münzstätte in Be¬
irkunde vom 9. Juni 1239 bestätigt dies, zumal Herzog
ziehung und zählten zu den angesehensten Geschlechterr
Otto (II.) von Andechs darin einleitend betont, daß er hiemit
ler jungen Stadt. Oft fügten sie ihrem Namen noch de
zeiner Stadt Innsbruck und allen ihren Bürgern jenes Rech
Vohnsitz, wie z. B. Innsbruck, Lans, Sistrans oder Straßfrie
estätigt, welches sie seit den Tagen seiner Vorfahren erb¬
verfallene Burg unter Vill) bei, so daß sich also ein Fami¬
rechtlich genießen („ius subscriptum a proavis nostris iure
ienmitglied Konrad Obolus von Sistrans nannte. Die Helblin
ereditario ad tempora nostra deductum“), worunter er nur
ührten den Vogel Greif im Wappen. Zu den vornehmste
seinen Großvater („proavis“) Berchtold (VI., gest. 1204] und
ürgern zählte auch Heinrich Huter (lateinisch Pileator
dessen Vater, Graf Berchtold (V., gest. 1188), verstanden
Jutmacher), in dessen Haus 1235 selbst Graf Albert vor
haben konnte. Die genannte Urkunde von 1239 ist übrigens
Tirol verkehrte, und Conrad Rumer, nach dessen Famili
das älteste und wertvollste Stück des Innsbrucker Stadt¬
vermutlich das Rumertor und die Rumergasse benannt wur
archivs
den. Die Familie Füllsack, die auch noch im 14. Jahrhunder
Was ist nun der sachliche Inhalt des Innsbrucker Stadt¬
eine bedeutende Rolle spielte, zeigte einen vollen Sack in
echts
Wappen (d. h. ein redendes Wappen!). Eine andere wohl
Die Rechtssätze, die im Stadtrecht angeführt werden, um
habende Familie war die der Plonschilt, die den St.-Nikolaus
fassen drei Gruppen. Zuerst werden handelspolitische Be¬
Altar in der St.-Jakobs-Kirche stiftete. Schließlich seien noch
stimmungen über die Warenniederlage und die Zollfreihei
die Tallucher, Amphrauner und Plaetterle erwähnt.
etroffen, anschließend solche über die Weidegemeinschaf
Bezüglich der Herkunft der ersten Stadtbewohner läß
lie Richter- und Gerichtsbotenwahl, die Auflage eine
sich nur rückschließend aus den Zuständen der folgenden
Steuer und die Pfändung. Die Münze, die eine Zeitlang ir
Jahrhunderte annehmen, daß als hauptsächlichste Zuwan¬
nnsbruck bestand, sollte nach dem Augsburger Fuße präger
derungsgebiete die nähere und weitere tirolische Umgebung
und das benachbarte Bayern in Frage kamen. Im Jahre 123
Eine zweite Gruppe legte die Strafsätze für strafrechtliche
Vergehen fest, wie für Tötung, Lähmung, Heimsuche (d.
wird ein Hermann Swapus = Schwab von Innsbruck ge
las feindselige Nacheilen in ein fremdes Haus) und Maul¬
nannt. Für die Bestimmung der Bevölkerungszahl Innsbruck
ch
Vorschriften
Den Abschluß bilden privatrechtliche
am Ende des 13
ahrhunderts ist ebenfalls nur eine vo
gug dep
untsages