Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

vorhergehende ||| nächste Seite 27 Buch 1940
   
Neue Suche:
   


Volltext dieser Seite

XIX
„Ein= und Rückwandererstelle“ in Bozen, sowie
der „Deutschen Umsiedlungs=Treuhandgesellschaft“
und der „Deutschen Ansiedlungsgesellschaft“ zu¬
sammen arbeitet. Für alle aus Italien kommenden
Umsiedler wird bei dieser Innsbrucker Stelle die
Einbürgerung ins Reich durchgeführt. Das schwerste
Problem in der ganzen Frage der Umsiedlung ist
die Beschaffung von Wohnungen in entsprechender
Zahl. Dem restlosen Einsatz der Partei ist es zu
danken, daß trotz des Krieges ein umfassendes
Bauprogramm in Angriff genommen werden
konnte. Bis Mitte des Jahres 1940 sollen einige
tausend Wohnungseinheiten bezugsreif werden
und bis Ende des Jahres neuerlich mehrere tausend
Wohnungen für Südtiroler unter Dach gebracht
sein.
Auf Grund des Ostmarkgesetzes vom
14. 4. 1939 wurden auf dem Gebiete der staatlichen
Verwaltung die Länder Tirol=Vorarlberg zu einem
einheitlichen „Reichsgau Tirol und Vor¬
arlberg“ zusammengefaßt. Am 15. 3. 1940
wurde Gauleiter Hofer vom Führer zum
Reichsstatthalter in Tirol und Vorarl¬
berg ernannt und wenige Tage später als solcher
in der Reichskanzlei zu Berlin vereidigt. Der
Reichsgau deckt sich gebietsmäßig völlig mit dem
Gau Tirol=Vorarlberg der NSDAP. Im Reichsgau
führt der Gauleiter und Reichsstatthalter als
Beauftragter des Führers die staatliche und die
Selbstverwaltung. Die damit hergestellte personelle
Einheit in der Führung von Partei und Staat ent¬
spricht den Absichten nach Vereinheitlichung der
Leitung, der dem Führer als Chef der NSDAP.
sowie als oberster Träger der Reichsgewalt direkt
unterstellten Dienststellen.
Mit der Ernennung des Gauleiters zum Reichs¬
statthalter haben die bisherigen Behörden des
Landeshauptmannes in Tirol und Vorarlberg zu
bestehen aufgehört, und ist nunmehr die Dienst¬
stelle „Der Reichsstatthalter in Tirol und Vorarl¬
berg“ der alleinige staatliche und selbstverwaltungs¬
mäßige Arbeitsträger im Gau.
Der Reichsstatthalter ist der Leiter des staat¬
lichen Sektors seiner Behörde. Als solcher unter¬
stehen ihm die Landräte in Tirol und Vorarlberg,
der Oberbürgermeister und der Polizeidirektor der
Gau=Hauptstadt Innsbruck. Allgemeiner Vertreter
des Reichsstatthalters auf diesem Gebiete ist der
Regierungspräsident.
Der Reichsstatthalter ist weiter der Leiter des
Kommunalsektors seiner Behörde, der unter der
Bezeichnung Gauselbstverwaltung zusam¬
mengefaßt ist. Im Gaubereich dieser Gauselbst¬
verwaltung wird der Reichsstatthalter vom Gau¬
hauptmann vertreten.
Der Reichsstatthalter stellt weiterhin die Spitze
nachfolgender ihm angegliederter Behörden dar:
Regierungsforstamt, Landesarbeits¬
amt, Treuhänder der Arbeit. In diesen Be¬
hörden vertreten deren Vorsteher den Reichs¬
statthalter.
Um die Einheit der Verwaltung in der Reichs¬
mittelinstanz herzustellen, steht dem Reichsstatt¬
halter ein Informations=, Beratungs= und schlie߬
lich auch ein Weisungsrecht gegenüber allen
sonstigen im Reichsgau vorhandenen Behörden
und Dienststellen zu. Darunter fallen auch die Be¬
hörden der Reichsfinanzverwaltung,
Reichsjustizverwaltung, Reichspost¬
verwaltung und der Reichsbahnver¬
waltung. Hiezu gehören aber auch alle Körper¬
schaften des öffentlichen Rechts, Stiftungen und
Anstalten sowie die Gliederungen der Organi¬
sationen der gewerblichen Wirtschaft und des
Verkehrsgewerbes, ferner die Dienststellen des
Reichspropagandaamtes, der Reichskulturkammer
und des Reichsnährstandes.
Dem Reichsstatthalter steht das Recht zu, in
seinem Wirkungskreis Verordnungen zu er¬
lassen, die nach Veröffentlichung in seinem Verord¬
nungs= und Amtsblatt Rechtskraft erlangen.
So ist im Reichsgau Tirol=Vorarlberg die orga¬
nisatorische Entwicklung auf allen Ge¬
bieten des öffentlichen Lebens zu Ende ge¬
führt. Durch die Zusammenfassung aller Zu¬
ständigkeiten in den Sektoren, Partei, Staat,
Selbstverwaltung und Sonderverwaltung wird für
alle Arbeiten im Reichsgau Einheitlichkeit und
Beständigkeit gewährleistet. Dadurch sind alle Vor¬
bedingungen für die reibungslose Bewältigung
aller bestehenden und kommenden Aufgaben ge¬
schaffen, sowie der schon seit längerem abgeschlossene
organisatorische Aufbau der NSDAP. im Gau
Tirol=Vorarlberg die Bewegung voll einsatzfähig
gemacht hat.