Dr. Karl Schadelbauer. 700 Jahre sind vergangen, seit das Recht der Stadt Innsbruck am 9. Juni 1239 feierlich ver¬ brieft wurde. Die umwälzenden Ereignisse unserer Zeit, vor allem der Anschluß unserer Heimat an das große, deutsche Reich, der auch die Stadt Innsbruck vor viele wichtige, umfangreiche, wie auch schwierige Aufgaben stellte, gestatteten es leider nicht, eine glanzvolle Jahrhundertfeier, wie sie beabsichtigt und auch bereits teilweise vorberei¬ tet war, abzuhalten. Doch in dem am häufigsten gebrauchten Buche unserer Stadt, dem Adreßbuche, in dem nicht allein die Innsbrucker ein ganzes Jahr hindurch nachschlagen, sondern auch viele Tausende auswärts lebender Personen blättern, sollen einige Seiten an die mannigfachen Geschicke erinnern, die die Stadt Innsbruck seit ihrer Grün¬ dung erfahren hat. Vor 800 Jahren war das Mündungsdreieck zwischen dem Inn und der Sill, auf dem sich zuerst die heutige Alt=Stadt und später im Verlaufe der jetzigen Maria=Theresien=Straße die Neu=Stadt entwickelte im Besitze des Stiftes Wilten, das im Jahre 1138 von Bischof Reginbert von Brixen dem Prämonstratenser Orden übergeben worden war. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts vermehrte sogar Herzog Heinrich der Löwe den klösterlichen Besitz durch die Schenkung eines Hofes zum Seelenheile seiner Eltern, der in Wilten, „in loco, qui dieitur Willetis“, lag. Damals besaßen die Grafen von Andechs am linken Innufer einen Markt, über dessen Größe und Bedeutung jedoch nichts bekannt ist. Eine Fähre, die den übergang über den Inn vermittelte, war im Besitze des Stiftes. Wirtschaftliche und wohl auch politische Gründe ließen Graf Bertold III. von Andechs als¬ bald versuchen, den wichtigen Flußübergang in seine Gewalt zu bekommen. Die unglückliche Etsch¬ übersetzung Kaiser Friedrich Barbarossas bei Verona im Jahre 1155 und die gewaltsame Weg¬ nahme der Föhringer Isarbrücke durch Heinrich