373 Veroronangen für den 1. Fahr= und Gehordnung für die Landeshauptstadt Innsbruck. (Verordnung des Landeshauptmannes vom 2. August 1927, LGBl. Nr. 37.) Auf Grund des §51 des Gesetzes vom 18. Dezember 1923, LGBl. Nr. 6 von 1924, betreffend Erlassung einer Straßenpolizeiordnung für öffentlichen Straßen und Wege mit Ausnahme der Bundesstraßen wird angeord¬ net wie folgt: Fahr= und Gehordnung für die Landeshauptstadt Innsbruck. A) Fuhrwerksverkehr. § 1. Unter Fuhrwerk im Sinne dieser Vorschriften werden verstanden mit Tieren bespannte oder motorisch fortbewegte Wagen, die nicht auf Schienen laufen. Den Fuhrwerken gleichzuhalten sind hinsichtlich der Bestim¬ mungen dieses Abschnittes Schiebkarren, Handwagen, Reiter und Radfahrer. Kinderwagen sind ausgenommen. § 2. Im öffentlichen Verkehre haben die Lenker der im § 1 erwähnten Beförderungsmittel, sowie Reiter und Radfahrer, nur die allgemeinen Fahrwege und die etwa für sie besonders bestimmten Wege zu benützen. Sie dürfen die Gehwege nur überqueren, um an der zur Einfahrt bestimmten Stelle in das Innere eines Hauses oder Grundstückes oder aus einem solchen heraus zu gelangen. Radfahrer müssen hiebei absitzen. § 3. Alle Fuhrwerke haben links zu fahren, links auszuweichen und rechts vorzufahren; daher ist auch das sogenannte Schneiden der rechten Ecke beim Ein¬ hiegen aus einer Straße in eine andere verboten. § 4. Alle Fuhrwerke haben so nahe dem Rande des Gehweges zu fahren, als es ohne Gefährdung oder Be¬ lästigung der Fußgeher und ohne Beschädigung von Ob¬ jekten (Laternenstander, Kundmachungstafeln, Verkaufs¬ stände, Fiaker= und Autostandplätze, Bäume, Geländer, Randsteine usw.) möglich ist. Hiebei sind insbesondere auch hervorragende Teile des Wagens oder der Ladung in Rücksicht zu ziehen. § 5. Das Vorfahren ist nur dann erlaubt, wenn es ohne Gefährdung der persönlichen Sicherheit und ohne Behinderung des übrigen Verkehres geschehen kann. § 6. Das staffelförmige Fahren ist verboten.: § 7. Den Wagen der Feuerwehr, der Rettungsgesell¬ schaft und Sanität, sowie den im Betriebe befindlichen Straßensäuberungswagen ist, selbst mit Verlassung des linksseitigen Fahrbahnstreifens die Bahn freizugeben. § 8. Geschlossene Truppenabteilungen, Leichenzüge, Prozessionen und sonstige Aufzüge dürfen, insolange sie nicht etwa über Weisung der Polizeiorgane eine Unter¬ brechung erfahren, nicht gekreuzt werden. § 9. Beim Herausfahren aus. Haustoren und beim Einfahren in dieselben ist besondere Vorsicht anzuwenden und durch Zurufe sowie durch Zeichengebung dafür zu sorgen, daß hiebei die Sicherheit des Verkehres auf dem Gehwege und der Straße nicht gefährdet werde. § 10. Der Wagenlenker hat sich besonderer Achtsamkeit zu befleißen. Es ist verboten, bespannte Fuhrwerke un¬ beaufsichtigt auf der Straße stehen zu lassen. § 11. Vor Schulen ist zur Zeit des Beginnes und Schlusses des Unterrichtes im Schritt zu fahren. § 12. In engen Straßen ist die Aufstellung von Fuhr¬ werken in der Regel nur auf einer Seite gestattet; hat ein Wagen bereits auf der einen Seite Aufstellung ge¬ nommen, so ist in dessen unmittelbarer Nähe für später einlangende Wagen die Aufstellung auf der gegenüber¬ liegenden Straßenseite verboten. § 13. Ist bei Auffahrten das Anfahren der Fuhrwerke in einer Reihe vorgeschrieben, so hat jedes neu hinzu¬ 4 Rradtbereich Innsbrac. kommende Fuhrwerk dem letzten in der Reihe sich anzu¬ schließen. Das Ausbrechen aus dieser Reihe ist verboten. § 14. Bevor unübersichtliche Straßenkreuzungen über¬ quert werden, sind Warnungszeichen zu geben und ist eine Fahrgeschwindigkeit zu wählen, die es ermöglicht, im Falle der Notwendigkeit rasch anzuhalten. Besondere Vorsicht ist bei der Uebersetzung von Straßenkreuzungen anzuwenden, die einen lebhaften Fuhrwerks= und Fu߬ gängerverkehr aufweisen, oder an denen eine Straßen¬ bahn verkehrt. § 15. Auf Straßenkreuzungen darf ohne zwingenden Grund nicht angehalten werden. § 16. Die Aufstellung von Fuhrwerken bei Straßen¬ bahnhaltestellen ist verboten. § 17. Das Befahren der Straßenbahngeleise in der Längsrichtung ist für Fuhrwerke aller Art (§ 1) verboten, wenn der übrige Teil der Fahrbahn bei Beobachtung der allgemeinen Fahrregeln (§ 3) genügend Raum bietet. Ebenso darf unter derselben Voraussetzung den Wagen der Straßenbahn nicht rechts vorgefahren werden. § 18. Behördlich gesperrte Straßen oder Straßenteile zu befahren ist verboten. § 19. Unmittelbar vor dem Herrannahen eines Zuges dürfen die Geleise nicht mehr übersetzt werden. Beim Ertönen des Warnungszeichens ist das Geleise (die Ge¬ leiszone) sofort freizugeben. § 20. In Straßen, in denen Straßenbahngeleise liegen, ist stets besonders vorsichtig einzufahren. § 21. Bei Annäherung an Haltestellen, an denen Straßenbahnzüge stehen, haben die Lenker der im § 1 erwähnten Fuhrwerke langsam zu fahren, bezw. stehen zu bleiben, wenn ein= und aussteigende Fahrgaste der Straßenbahn gefährdet werden können. § 22. Mehr als zwei Wagen dürfen (auch bei Last¬ automobilen) nicht zusammengehängt werden; diese Wagen müssen so nahe als möglich aneinander befestigt #werden und es darf durch ihre Fortbewegung keine unzu¬ lässige Bodenerschütterung oder Lärmbelästigung hervor¬ gerufen werden. Von zwei aneinandergehängten Wagen, vontwelchen der erste mit Tieren bespannt ist, darf nur einer voll beladen sein. § 23. Das Schnalzen mit der Peitsche und das Fahren der Mötorfahrzeuge mit offenem Auspuff, sowie der Motorleerlauf bei stehendem Fahrzeug mit offenem Aus¬ puff ist im Stadtgebiete verboten. § 24. Das Umkehren in besonders engen oder belebten Straßen ist allen Fuhrwerken verboten. § 25. Die Absicht, die Fahrgeschwindigkeit herabzusetzen, stehen zu bleiben oder die Fahrtrichtung zu ändern, haben die Lenker aller Fuhrwerke den nachfahrenden Fuhrwer¬ ken (§ 1), Reitern und Radfahrern durch ortsübliche Zeichen mit der Peitsche oder der Hand anzuzeigen. § 26. Kein Fuhrwerk darf eine Fahrgeschwindigkeit ein¬ halten, die so beschaffen ist, daß dadurch unter den je¬ weils maßgebenden Verhältnissen die persönliche Sicher¬ heit gefährdet oder der Verkehr gestört wird. § 27. Alle Fuhrwerke müssen auf öffentlichen Straßen bei eintretender Dunkelheit oder bei starkem Nebel vor¬ schriftsmäßig beleuchtet sein. B) Fußgängerberkehr. § 28. Für die Fußgänger sind die Gehwege bestimmt. Die Fußgänger haben sich auf den Gehwegen links in Der Gehrichtung zu bewegen. Das Ausweichen hat links zu erfolgen. Das Gehen auf der Fahr¬ straße in der Langsrichtung ist verboten. Ausgenom¬ men von dieser Vorschrift sind nur Truppenmärsche, Leichenzüge, Aufzüge aller Art und die Träger verkehrs¬ hindender Lasten. Das Betreten oder Ueberschreiten der Fahrbahn hat mit der nötigen Vorsicht zu erfolgen. An Straßenstellen wo Ueberschreitungsstriche gezogen sind, darf das Ueberqueren nur innerhalb dieser Striche er¬ folgen. Für das Fahren mit Kinderwagen gelten dieselben