Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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Verkehrs= und straßenpolizeiliche Vorschriften.
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§ 36.
Entschädigung für nicht ausgeführte
Fahrten.
Kommt ein zum Abholen bestellter Wagen durch
die Schuld des Fahrgastes oder eine in dessen Per¬
son sich ereignende Veranlassung nicht zur Fahrt,
so gebührt dem Fiaker als Entschädigung die Hälfte
der für die bedungene Fahrt entfallenden Tare.
S 37.
Verlangen nach langsamen Fahren.
Der Fahrgast kann nur bei Zeitfahrten ver¬
langen, langsam gefahren zu werden, welchen Be¬
gehren, sowie der Verwahrung gegen zu schnelles
Fahren bei Tourenfahrten vom Kutscher stets Folge
zu leisten ist.
§ 45.
Futterstunden während der Fahrten.
Bei Fahrten für den ganzen Tag sind mittags
mindestens zwei Futterstunden zu gestatten und es
darf überhaupt keine Fahrt unausgesetzt über mehr
als drei Stunden ohne Abwässerung oder Abfüt¬
terung der Pferde verlangt werden.
§ 46.
Zeit= und Tourfahrten.
Die von den Fiakern im Fahrbezirke zu leisten¬
den Fahrten sind entweder Zeitfahrten, bei welchen
das Fahrgeld (Fahrtaxe und Trinkgeld) nach der
Zeitdauer der Fahrt berechnet wird, oder Tour¬
fahrten, für welche es nach der Entfernung be¬
messen ist.
S 47.
Wahl der Zeit= oder Tourfahrten.
Die Bestimmung, ob nach der Zeit oder nach
der Entfernung bezahlt werden soll, steht, insoferne
der Tarif eine solche zuläßt, dem Fahrgaste zu.
Bei Fahrten in auswärtige Orte ist der Kutscher
bis an das letzte Haus zu fahren verpflichtet.
§ 48.
Fahrt von einer Ortschaft zur andern.
Wird ein Lohnwagen ohne besonderes Ueberein¬
kommen zu Fahrten nach mehr als einer der im
Tarife benannten Ortschaften der Umgebung auf¬
genommen oder benützt, so ist der Fahrpreis für die
entfernteste Ortschaft nach dem Tourtarife zu be¬
zahlen, für die Fahrt zu den anderen Ortschaften
aber dann, wenn sie außer der diesfälligen Route
liegen, nach der zu diesen Abweichungen verwen¬
deten Zeit, nach dem Tarife für Zeitfahrten (Zeit¬
tarif) besonders zu vergüten.
§ 49.
Zeitfahrten und deren Modalitäten.
Bei Zeitfahrten hat der Fiaker durch Vorweisung
der Uhr den Fahrgast beim Ein= und Aussteigen
auf die Zeit aufmerksam zu machen, widrigens bei
Streitigkeiten den Angaben des Fahrgastes voller
Glaube beigemessen würde.
Bei Zeitfahrten wird jede begonnene Viertel¬
stunde des Fahrens oder Wartens für voll gerechnet
und es ist die Zeit der Rückfahrt ebenfalls zu ver¬
güten.
Bei Bestellungen zum Hause wird der Beginn
der Fahrt von dem Zeitpunkte an gerechnet, an
welchem der Fiaker zu erscheinen beordert wurde
und erschienen ist.
§ 50.
Fahrpreise.
Für alle Fahrten innerhalb des Stadtbezirkes
und die im Tarife bezeichneten Ortschaften der Um¬
gebung von Innsbruck werden die Fahrpreise durch
den Tarif festgesetzt.
Die Fahrtaxen gelten ohne Ausnahme für alle
Tage (auch Sonn= und Feiertage), für jede Jahres¬
zeit und Witterung und bleiben dieselben, gleich¬
viel, ob eine oder mehrere Personen fahren.
§ 51.
Verbot der Forderung höherer Fahr¬
preise.
Höhere Fahrpreise, als nach der Tarifbestim¬
mungen festgesetzt sind, oder ein höheres, als das im
Tarife ausgesetzte Trinkgeld, dürfen von den Fiakern
unter keinem wie immer gearteten Vorwande ge¬
fordert werden und gelten solche Forderungen als
Tax=Ueberschreitungen.
§ 52.
Freies Uebereinkommen bei weiteren
Fahrten.
Für andere im Fahrtarife nicht benannte Fahrten
oder Fälle bleibt die Feststellung des Fahrpreises
dem freien Uebereinkommen überlassen; es können
jedoch auch für die im Tarife bezeichneten Zeit¬
und Tourfahrten zwischen dem Fahrgaste und dem
Fiaker niedrigere Fahrpreise vereinbart werden.
§ 53.
Verköstigung der Pferde und des Kut¬
schers, Wagenbeleuchtung ec.
Bei allen Fahrten hat der Fiaker, den Fall
eines besonderen Uebereinkommens ausgenommen, die
Verköstigung der Pferde und des Kutschers, dann
die Beleuchtung des Wagens aus Eigenem und ohne
Anspruch auf eine Vergütung zu bestreiten.
III. Belondere Fabrvorschriften für das Laftfuhrwerk.
1. Verbot des Schnellfahrens mit Laftwägen.
Auf Grund des Gemeinderatsbeschlusses vom 13.
d. Mts. dürfen alle Lastwägen, sowie überhaupt
alle nicht auf Federn gestellten Wägen auf den
Straßen und Plätzen des Stadtbezirkes nur im
Schritte fahren und ist das schnelle Fahren der be¬
zeichneten Wägen — gleichviel, ob dieselben beladen
oder leer sind — bei Strafe verboten.
(Magistratskundmachung vom 19. Dezbr. 1894.)
2. Verbot des lärmenden Huf- und Abladens der
Fuhrwerke.
Zufolge Gemeinderatsbeschlusses vom 12. ds.
Mts. wird das lärmende Auf= und Abladen der
Fuhrwerke überhaupt, insbesondere das Abladen der
Holzfuhren durch Umstürzen der Wagen, sowie das
lärmende Auf= und Abladen von Eisenschienen, Tra¬
versen u. dergl. für den Umfang des Stadtgebietes
verboten.