Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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30
Chronik und Statistik
I
Erwähnt sei ferner, daß sich die Werte der übrigen
Monate beinahe mit mathematischer Genauigkeit in
eine sinusförmige Kurve einfügen. Interessant ist da¬
bei auch, daß zwischen Maximum und Minimum acht
Monate liegen, die Kurve an dieser Stelle also langsam
fällt, während zwischen Minimum und Maximum nur
vier Monate sind, der Anstieg daher etwa doppelt so
rasch erfolgt. Während das Maximum in den Ausklang
des Herbstes und Anfang des Winters fällt, liegt das
Minimum am Ende des Sommers.
Innsbruck als Landeshauptstadt mit einem großen,
modernen und besteingerichteten Landeskrankenhaus
und mit mehreren Privatsanatorien zieht aus der nä¬
heren und weiteren Umgebung Kranke und Heil-
bedürftige an. Auch die Bezirkskrankenhäuser schie¬
ben schwere oder gar hoffnungslose Fälle an die Inns¬
brucker Universitätskliniken ab. So kommt es, daß zu
den ortsansässigen Gestorbenen alljährlich noch die
ortsfremden hinzukommen. Auf zwei bis drei
Innsbrucker Gestorbene kommt ein auswärtiger. Die¬
ses Verhältnis ist seit der Aufgliederung der Toten in
ortsansässige und ortsfremde im Jahre 1935 das gleiche
geblieben. Die genaue Beziehungszahl, errechnet aus
27 Jahren, lautet 2,45 : 1.
c) Eheschließungen
Seit dem Jahre 1938 müssen Ehen zur Erlangung
der staatlichen Gültigkeit vor dem Standesamt ge¬
schlossen werden. Seit diesem Zeitpunkt ist die ge¬
naue statistische Erfassung der Eheschließungen mög¬
lich geworden. Da aber die geschlossenen Ehen in dem
Standesamt gezählt werden, in dem sie beurkundet
werden, fehlen für die Innsbrucker Statistik die in einer
anderen Gemeinde erfolgten Eheschließungen; dafür
werden Trauungen auswärtiger Paare mitgezählt.
Gerade bei den Eheschließungen drängt sich ein
Vergleich mit den anderen Bundesländern auf — nicht
sosehr rein zahlenmäßig, sondern vielmehr was den
jahreszeitlichen Rhythmus betrifft. Man
muß es wohl zu den soziologischen Eigenarten der
zwei westlichen Bundesländer Tirol und Vorarlberg
rechnen, daß die meisten Ehen am Ende des Sommers
bzw. am Anfang des Herbstes geschlossen werden,
während alle übrigen Bundesländer das Maximum im
vielgerühmten „Wonnemonat“ Mai haben.
Für Innsbruck rangiert der Monat Mai erst an vier¬
ter Stelle, bildet allerdings hier ein sekundäres Maxi¬
mum. Bei den östlichen Bundesländern ist es gerade
umgekehrt: Da liegt die stark ausgeprägte Spitze im
Monat Mai und an zweiter und dritter Stelle kommen,
zwar mit 20 Prozent Abstand, die Monate Oktober und
November.
Etwa 9°/o aller Eheschließenden waren in den letz¬
ten zehn Jahren Ausländer. Kurz nach dem Krieg
war dieser Prozentsatz natürlich höher, etwa um 20°/o.
Drei Viertel der Heiratenden sind im Durchschnitt
Ortsansässige. Vor den Eingemeindungen war
nur rund die Hälfte aller Bräutigame und zwei Drittel
aller Bräute ortsansässig. Den höchsten Anteil an orts¬
ansässigen Eheschließenden brachte das Jahr 1946 mit
85°/o ortsansässigen Männern bzw, das Jahr 1945 mit
84°/o ortsansässigen Frauen. Im allgemeinen sind im¬
mer mehr ortsansässige Bräute als Bräutigame, das
heißt, daß mehr auswärtige Männer nach Innsbruck
kommen, um zu heiraten, als Frauen. In den Jahren
knapp nach dem letzten Krieg hingegen überwogen die
ortsansässigen Bräutigame, wohl eine Folge der Kriegs¬
bekanntschaften und der „Völkerwanderung“ der da¬
maligen Zeit.
Unter Erstehen versteht man solche Ehen, bei de¬
nen beide Partner vor der Eheschließung ledig waren.
Für fünf Siebentel aller in Innsbruck geschlossenen
Ehen trifft diese Voraussetzung zu. 77 Prozent der
Männer bzw. 82 Prozent der Frauen sind durchschnitt¬
lich ledig, 17 Prozent der Männer bzw. 11 Prozent der
Frauen sind vor der (neuerlichen) Eheschließung ge¬
schieden. Bei den Verwitweten ist eine sinkende Ten¬
denz feststellbar. Der Anteil der vor der Ehe verwit¬
weten Männer sank von etwa 9 auf 5 Prozent, jener
der Frauen sogar von 11 auf 3 Prozent (Kriegerswit-
wen).
Bei 82 Prozent der Ehen sind durchschnittlich beide
Partner katholisch, bei 2,3 Prozent evangelisch, 8,8
Prozent der Ehen sind im Durchschnitt katholisch¬
evangelische Mischehen.
Das Heiratsalter sinkt von Jahr zu Jahr. Ob¬
wohl es schon bald unwahrscheinlich ist, daß dieses
Erhebungsmerkmal tiefer sinken kann, bringt doch
jedes Jahr wieder neue Minima. Allein in den letzten
fünf Jahren ist beispielsweise das durchschnittliche
Pleiratsalter, also das arithmetische Mittel der Alters¬
jahre der Eheschließenden, beim Mann von 32,9 auf
30,8 Jahren und bei der Frau von 28,7 auf 26,8 gesun¬
ken. Der durchschnittliche Altersunterschied der
Brautleute bewegt sich, wie man sieht, um 4,1 Jahre.
Am häufigsten heiraten Männer mit 25 Jahren und
Frauen mit 21 Jahren. Auch hier kommt der in diesem
Falle häufigste Altersunterschied von vier Jahren her¬
aus. Als dritter Lokalisationsparameter, vielleicht so¬
gar als der repräsentativste, sei der Median, in diesem
Fall das „mittlere Alter“, genannt. Es ist dies das Hei¬
ratsalter des Mittelfalles in der nach dem Alter geord¬
neten Reihe der Heiratenden. Auch hier ist bereits in
den letzten fünf Jahren eine deutlich sinkende Ten¬
denz feststellbar, und zwar bei den Männern von 29
auf 27 Jahren und bei den Frauen von 26 auf 24 Jah¬
ren.
Obwohl die soeben besprochenen Mittelwerte charak¬
teristisch für die altersmäßige Verteilung sind, inter¬
essieren doch auch nicht minder die Extrem¬
werte, aus denen man erkennen kann, zwischen
welchen Grenzen das Alter der Eheschließenden streut.
Die jüngsten Bräutigame waren in den letzten Jahren
18 Jahre alt, die jüngsten Bräute 15 bzw. 16. Der älte¬
ste Mann, der den Gang zum Standesamt noch gewagt
hat, war 88 (!) Jahre alt, die älteste Frau 79 Jahre.
Bei 64 Prozent der Eheschließungen ist der Mann
älter, in 6 Prozent der Fälle sind beide Ehepartner
gleich alt und bei 20 Prozent ist die Frau älter. Der
größte Altersunterschied bei Ehen, bei denen der Mann
älter ist, beträgt 42 Jahre (er 68, sie 26), der größte
Altersunterschied mit älterer Frau ist 22 Jahre (er 25,
sie 47).
Addiert man die Altersjahre der Eheschließenden,
so kommt man zu einer anderen Form von Extrem¬
werten. Als kleinste Summe ergaben sich bisher 35
Jahre (er 18, sie 17 bzw. er 19, sie 16); als Maximum
wurden 147 Altersjahre errechnet (er 81, sie 66).
Des besseren Vergleiches wegen faßt man die ein¬
zelnen Altersjahrgänge der Eheschließenden zu Grup¬
pen zusammen. Hiebei ist eine starke Zunahme der
unter 20jährigen Bräute seit 1955 festzustellen; bei den
Bräutigamen hingegen ist besonders in den Altersgrup¬
pen 20 bis 25 Jahre seit 1948 ein ständiger Anstieg be¬
merkbar. In dieser Altersgruppe ist seit 1950 auch bei
den Bräuten ein gewaltiger Anstieg zu beobachten.
Seit diesen Zeitpunkt, der sich durch die Norma¬
lisierung der Verhältnisse auszeichnet, ist dagegen bei
den Bräuten in der Altersgruppe 25 bis 30 und 30 bis
35 Jahre ein Rückgang eingetreten. Bei den Bräutiga¬
men weisen die Altersgruppen 35 bis 40 und 40 bis 50
Jahre einen leichten Rückgang auf. Die Anteile der
übrigen Altersgruppen sind bei Mann und Frau annä¬
hernd gleichgeblieben. Das nachfolgende Diagramm
stellt einen Vergleich der Anteile der verschiedenen
Altersgruppen der Eheschließenden der Jahre 1926 und
1960 für ganz Österreich dar. Kreuzweise schraffiert ist
die Zunahme gegenüber 1926, nicht schraffiert die Ab¬
nahme gegenüber 1926. Auch hier ist die starke Zu¬
nahme der Gruppe der weiblichen Eheschließenden
unter 20 Jahren und der männlichen zwischen 20 und
25 Jahren, sowie eine starke Abnahme bei den weib-