Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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I
Chronik und Statistik
29
verschoben. Bei den Männern sind 34 Jahre der ent¬
sprechende Wert, bei den Frauen sogar 39 (!) Jahre.
Hieraus ersieht man, wie groß bei der Innsbrucker
Bevölkerung der Anteil der älteren Leute ist.
Die meisten Säuglingssterbefälle waren
1940 und 1941. Diese Höchstwerte fallen mit dem Ma¬
ximum bei den Lebendgeborenen zusammen. Das
heißt, daß viele Geburten zwangsläufig auch eine grö¬
ßere Zahl von Säuglingssterbefällen mit sich bringen.
Bezieht man die im 1. Lebensjahr Gestorbenen eines
Jahres auf die Geborenen des gleichen Jahres, so er¬
hält man eine Meßzahl, die sogenannte Säuglings¬
sterblichkeit, und damit eine bessere Vergleichbarkeit
der Jahreswerte untereinander. Danach ist bei den
Säuglingssterbefällen eher ein Rückgang zu verzeich¬
nen, lediglich das Jahr 1945 weist ein Maximum auf,
das wohl mit den mißlichen Verhältnissen gegen
Kriegsende erklärt werden kann. Das letzte Berichts¬
jahr hat den bisher niedrigsten Wert.
Um die Sterblichkeit in Städten und Staaten mit ver¬
schieden großer Anzahl der Bevölkerung vergleichen
zu können, wird die Zahl der Gestorbenen auf 1000
Einwohner berechnet. Diese sogenannte „roheSter-
b e z i f f e r“ ist für Innsbruck sowie für ganz Öster¬
reich seit dem Kriegsende stetig steigend. Die Sterbe¬
ziffer für Innsbruck liegt aber immer noch zwei Punkte
unter dem gesamtösterreichischen Durchschnitt.
In 60 Prozent der beobachteten Jahre (1934 bis 1960)
starben mehr Frauen als Männer. In den letzten 27
Jahren, die als Grundlage für diese Untersuchung
dienten, starben um 3,3% mehr weibliche als männ¬
liche Personen. In den einzelnen Jahren schwankt die
Relation „männliche Gestorbene auf 100 weibliche
Gestorbene“ zwischen 84,8 (1943) und 108,8 (1960).
Eine interessante Entwicklung ist bei der Aufgliede¬
rung der Gestorbenen nach Altersgruppen zu
beobachten (Graphikon).
Während noch vor kaum 30 Jahren die meisten
Leute zwischen 50 und 70 Jahren starben, sterben
jetzt 56% aller Personen erst nach dem 70. Lebens¬
jahr. Alle übrigen Altersgruppen, vor allem die nied¬
rigeren, sind anteilmäßig zurückgegangen. Die stärk¬
ste prozentuelle Abnahme erfuhr bei beiden Ge¬
schlechtern die Altersgruppe 5 bis 15 Jahre (100%).
An nächster Stelle folgt bei den weiblichen Gestorbe¬
nen die Altersgruppe 15 bis 30 Jahre (83%). An¬
nähernd gleich stark gesunken (um rund 60%) sind
sowohl bei den männlichen wie bei den weiblichen
Gestorbenen die Altersgruppen 0 bis 5 Jahre und 30
bis 50 Jahre und bei den männlichen Gestorbenen die
Sterbefälle nach Altersgruppen
vor kaum 30 Jahren heute
Altersgruppe 15 bis 30 Jahre. Der Anteil der über 70-
jährigen hingegen ist bei den weiblichen Gestorbenen
um 72% und bei den männlichen Gestorbenen um
92% gestiegen. Die Ursache hiefür ist einerseits die
schon erwähnte Überalterung, andererseits die durch
die Entwicklung der medizinischen Wissenschaft ge¬
waltig höhergeschraubte durchschnittliche Lebens¬
erwartung.
Hand in Hand mit dem säkularen Rückgang der all¬
gemeinen Sterblichkeit geht eine Verschiebung der
relativen Anteile der einzelnen Todesursachen.
Seit 1935 scheinen als die drei häufigsten Todesursachen
auf: Krankheiten des Kreislaufsystems (Herz), Neubil¬
dungen (Tumoren) und Krankheiten des Nerven¬
systems und der Sinnesorgane. Diese drei Todesursa¬
chen werden in treffender Weise „Abnützungskrank¬
heiten“ genannt. Damals machten diese drei Krank¬
heitsgruppen schon rund die Hälfte aller Todesursa¬
chen aus. Bis heute ist der Anteil auf über zwei Drit¬
tel (!) angestiegen. Der Anteil der Krankheiten des
Nervensystems und der Sinnesorgane ist in all den
Jahren bei etwa 10% geblieben. Der Anteil der Ster¬
befälle wegen Krebs ist von 19% auf 24% gestiegen.
Die Herzkrankheiten als Todesursache haben am
stärksten zugenommen. Anfangs der dreißiger Jahre
war der Anteil 25%. Während der Kriegsjahre sank
er auf zirka 17% und stieg seither ständig an, so daß
heute etwa ein Drittel aller Gestorbenen ein Herz¬
leiden als Todesursache hat.
Vor dem Jahre 1935 schien als dritthäuügste Todes¬
ursache die Tuberkulose auf. Die Jahresdurchschnitte
der Anteile lagen damals über 10%, beispielsweise im
Jahre 1921 bei 13%. Seither ist eine konstante Ab¬
nahme zu verzeichnen und heute ist der Anteil unter 1
(einem!) Prozent. Diese Entwicklung ist wirklich so
bedeutend, daß sie verdient, hervorgehoben zu wer¬
den.
Ist bei den Geburten der jahreszeitliche
Rhythmus nicht besonders ausgeprägt, so ist er es
umso stärker bei den Sterbefällen. Durch¬
schnittlich sterben in Innsbruck pro Tag 2,5 Ortsansäs¬
sige. Im Jänner jedoch, dem Monat mit den meisten
Sterbefällen, sterben pro Tag 3,2 Personen; in den
September hingegen fällt das Minimum mit 2 Perso¬
nen pro Tag. Obzwar diese Ziffern rein zahlenmäßig
klein sind, ist das Maximum immerhin um 60 % höher
als das Minimum.