I Chronik und Statistik 31 liehen 25- bis 30jährigen ersichtlich. Bei beiderlei Ge¬ schlechtern ist eine Abnahme der Ehefreudigkeit bei den Altersgruppen zwischen 25 und 50 Jahren festzu¬ stellen, lediglich die über 50jährigen weisen wieder eine leichte Zunahme auf. Eheschiießende nach Altersgruppen Österreich 1926 u.1960 Alters- Gruppen üb. 50 40-50 35-40 30-35 25-30 20-25 unt.20 Prozent Prozent Zunahme j ^ Abnahmi 1960 gegenüber 1926 Trennt man bei der Berechnung des Durchschnitts¬ alters die Eheschließenden nach dem Familien¬ stand vor der Heirat, so erhält man neue inter¬ essante Mittelwerte. Der vor der Ehe ledige Mann heiratet durchschnittlich mit 28 Jahren, die Frau mit 23 Jahren. Der schon einmal verheiratet gewesene und geschiedene Mann heiratet das zweite Mal durch¬ schnittlich mit 42 Jahren, die geschiedene Frau mit 37 Jahren. Diejenigen Männer, die als Witwer ein zweites Mal heiraten, sind im Durchschnitt schon 55 Jahre alt; die verwitweten Frauen warten nicht so lange: wenn sie noch einmal heiraten, sind sie rund 45 Jahre alt. Diese Zahlen sind plausibler als das arithmetische Mittel all dieser Unterscheidungsmerk¬ male zusammen. Vier Fünftel aller Eheschließenden sind vor der Ehe ledig. Läßt man die Geschiedenen und Verwitwe¬ ten wegen ihres höheren Alters weg, so vermindert sich das durchschnittliche Heiratsalter beim Mann um 3V2 Jahre und bei der Frau um zwei Jahre. d) Ehelösungen Als Gegenstück zu den Eheschließungen registriert die Statistik die Ehelösungen. Bei den Eheschließungen wird der Zugang, bei den Ehelösungen der Abgang vom Ehestand behandelt. Die Ehelösungen können durch den Tod eines Ehegatten oder durch richter¬ lichen Ausspruch (Ehescheidung) erfolgen. In den letzten Jahren wurden im Durchschnitt jähr¬ lich 460 Ehen durch den Tod eines Ehepartners gelöst. Bei 70 Prozent dieser durch den Tod gelösten Ehen starb zuerst der Mann, bei 30 Prozent die Frau. Dies hängt einerseits mit dem naturbedingten Altersunter¬ schied der Ehepartner, andererseits mit der höheren Lebenserwartung der Frau zusammen und ist auch der Grund, weshalb im Innsbrucker Lebensbaum auf der weiblichen Seite so viele ältere Witwen aufscheinen. Obzwar kein ursächlicher Zusammenhang besteht, machen die Ehelösungen durch gerichtliches Urteil, also die Scheidungen, jahraus, jahrein ein Sechstel der im gleichen Zeitraum geschlossenen Ehen aus. Richtig wäre, die Scheidungen in Relation zu den bestehenden Ehen zu bringen, doch ist dies aus technischen Grün¬ den nicht möglich. Durchschnittlich werden Ehen nach einer Ehe¬ da u e r von acht Jahren gelöst. "Wenn sich ein Paar nach einer 34jährigen Ehe noch scheiden läßt, ist dies genauso merkwürdig, als wenn die Ehe schon nach zwei Monaten in Brüche geht. Solche Extremwerte können nicht nur bei der Ehedauer, sondern auch beim Alter der Geschiedenen festgestellt werden. So wurde beispielsweise noch ein 89jähriger Mann ge¬ schieden. Das Höchstalter bei den Frauen ist bisher 69‘Jahre. In unserem aufgeklärten Zeitalter lassen sich aber noch nicht einmal Volljährige, so u. a. ein 20jähriger bzw. eine 18jährige, scheiden. Extremwerte des Altersunterschiedes sind ein um 30 Jahre älterer Mann bzw. eine um 19 Jahre ältere Frau. In rund 54 Prozent der Fälle liegt die Schuld beim Manne oder, besser gesagt, nimmt der Mann die Schuld des Scheiterns der Ehe auf sich. In nur 12 Pro¬ zent wird die Frau für schuldig erkannt, und in 31 Prozent geben beide Partner ehrlich zu, die Ehe aus¬ einandergebracht zu haben. Soferne es sich um kinderlose Ehen handelt, und das ist bei 42 Prozent der Scheidungen der Fall, ist die Auflösung der ehelichen Gemeinschaft kein Problem. Zu bedauern sind bloß die Scheidungswaisen, da diese schuldlos wenigstens einen Elternteil verlie¬ ren oder zumindest um ein geregeltes Familienleben kommen. Die Zahl der Scheidungswaisen stieg übri¬ gens in den letzten zwölf Jahren von 95 auf 162 pro Jahr.