Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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28
Chronik und Statistik
I
um etwa ein Viertel. In den Geburtenzahlen spiegelt
sich sowohl die Wirtschaftskrise der dreißiger Jahre,
der Glaube an das „Tausendjährige Reich“, der Krieg
und die Nachkriegszeit als auch der Wiederaufbau mit
der nun langsam, aber stetig steigenden Zahl der Le¬
bendgeborenen wider. Besonders deutlich ist diese
Entwicklung bei der Geburtenziffer (Zahl der Gebore¬
nen auf 1000 Einwohner) zu verfolgen, da diese Bezie¬
hungszahl auf den jeweiligen Bevölkerungsstand Be¬
zug nimmt. *
Auf 100 Lebendgeborene trifft es im Durchschnitt
19 außereheliche Kinder, jedoch schwankt diese Zahl
in den einzelnen Jahren zwischen 26,7 und 14,7. Ten¬
denz ist keine zu beobachten.
Auf 100 lebendgeborene Mädchen kommen durch¬
schnittlich 108 Knaben. Mit Ausnahme des Jahres 1952
sind bis jetzt stets mehr Knaben als Mädchen zur Welt
gekommen. Die Verhältniszahlen schwanken zwischen
99,0 und 118,3.
Das Durchschnittsalter der Mütter ehelich Lebend¬
geborener liegt bei 28,7 Jahren, das häufigste Alter
stieg in den letzten fünf Jahren von 25 auf 28 Jahren.
Das Durchschnittsalter der Mütter ehelich Erstgebo¬
rener ist 26,6 Jahre, das häufigste Alter rund 23 Jahre.
In den letzten Jahren wurde als höchste Reihen¬
zahl der Geborenen ein 16. Kind registriert. Im all¬
gemeinen ist 12 die jährliche Höchstzahl. Interessant
ist eine Untersuchung der ehelich Lebendgeborenen
nach der Ehedauer. Ungefähr ein Viertel aller Le¬
bendgeborenen kommt im ersten Ehejahr zur Welt.
Die Erstgeborenen machen 44 Prozent aller Gebore¬
nen aus. Ein Drittel der Erstgeborenen kommt in den
ersten sechs Ehemonaten (voreheliche Zeugung) zur
Welt; 55 Prozent im ersten Ehejahr. Während einige
Kinder erst nach einer 23jährigen Ehe geboren wur¬
den, kam ein Kind schon 44 Stunden nach der Ehe¬
schließung zur Welt. Zwillingsgeburten wurden in
Innsbruck zwischen 8 und 18 jährlich registriert. Der
Durchschnitt liegt bei 14.
Von einer Entbindung daheim kommt man
immer mehr ab. Waren es vor einigen Jahren noch gut
fünf Prozent der Mütter, die in ihren Wohnungen der
schweren Stunde entgegensahen, so sind es jetzt nur
mehr knapp drei Prozent. Von diesen Heimentbindun¬
gen fällt ein großer Teil auf Geburten mit einer höhe¬
ren Ordnungszahl.
Die Differenz: Lebendgeborene weniger Gestorbene
wird als Geburtenüberschuß bezeichnet. Bis
zu den Eingemeindungen im Jahre 1938 waren durch¬
wegs negative Zahlen errechnet worden. Die Erklärung
ist vielleicht in den schlechten wirtschaftlichen Verhält¬
nissen (Arbeitslosigkeit) und den damit verbundenen
Geburtenrückgang zu suchen. Nach der Okkupation
Österreichs durch das Deutsche Reich gehen die Minus¬
zeichen entsprechend der hohen Zahl der Lebendgebo¬
renen in Pluszeichen mit ansehnlichen Geburtenüber¬
schüssen über. Gegen Ende des Krieges sinkt aber der
Geburtenüberschuß wieder stark und erreicht 1945
einen negativen Wert. 1946 bewirken die sogenannten
„Heimkehrerkinder“ ein jähes Emporschnellen des Ge¬
burtenüberschusses auf einen Wert, der bisher nicht
mehr erreicht wurde. Bemerkenswert sind die niede¬
ren Werte, welche sich 1952 bis 1954 ergaben.
Es ist üblich, den j ahreszeitlichen Rhyth¬
mus der Geburten zu berechnen. Für Innsbruck fällt
das Maximum in den Monat Februar, dicht gefolgt
vom März, das Minimum liegt im Dezember, gefolgt
vom August. Gegenüber Gesamtösterreich sind die
Innsbrucker Relativzahlen nur halb so stark aus¬
geprägt. Faßt man die einzelnen Monate zu Jahres¬
zeiten zusammen, so kommt, der Geburtenhäufigkeit
nach, an erster Stelle der Winter, gefolgt von den üb¬
rigen drei Jahreszeiten in der natürlichen Reihenfolge.
Bei Annahme einer normalerweise neun Monate dau¬
ernden Schwangerschaft fällt also die Spitze der Kon¬
zeptionen in das Frühjahr, der Tiefpunkt in den Win¬
ter.
Von Interesse ist auch der Anteil der Geborenen
ortsfremderMütter an den gesamten Lebend¬
geborenen in Innsbruck. Vor 1938 waren ungefähr
gleichviel Geborene ortsansässiger wie ortsfremder
Mütter. Mit der Einbeziehung der Randorte in das
Gemeindegebiet von Innsbruck änderte sich das Ver¬
hältnis sprungartig zugunsten der Geborenen orts¬
ansässiger Mütter (etwa 7 : 2), um bis zum gegenwär¬
tigen Zeitpunkt etwa wieder die Höhe von vor 1938
zu erreichen.
Auf 100 Lebendgeborene kommen etwa 2 Tot¬
geborene. Die untere Grenze liegt bei 1,17 merk¬
würdigerweise im Jahre 1945, die obere bei 2,82. Auf
100 totgeborene Mädchen entfallen im Durchschnitt
119 Knaben, jedoch schwankt dieses Verhältnis von
Jahr zu Jahr sehr stark.
b) Sterbcfälle
Hinsichtlich der geringen Zahl der Gestorbenen vor
1938 gilt das gleiche wie das bei den Geburten Gesagte.
Zunächst ist im Jahre 1940 ein sekundäres Maximum
festzustellen. Von da ab nimmt die Zahl der Sterbe¬
fälle (läßt man die Jahre 1943 bis 1945 unberücksich¬
tigt, weil sie Sonderfälle darstellen) bis zum Jahre
1947 ab, um dann wieder beinahe stetig bis heute an¬
zusteigen. Das Jahr 1943 weist das absolute Maximum
auf. In dieses Jahr fallen die ersten Fliegerangriffe auf
Innsbruck mit zusammen 338 Toten. Das darauffolgende
Jahr brachte den entgegengesetzten Extremwert (seit
den letzten Eingemeindungen), also das absolute Mini¬
mum. Der Grund hiefür ist in den erfolgten Evaku¬
ierungen und in der Flucht vor den Bomben zu suchen.
Im Jahre 1945 wurde die zweithöchste Zahl von Ge¬
storbenen registriert. In diesem Jahr starben viele
Personen an den Folgen des Krieges; die mangelhafte
Ernährung und die nahezu doppelt so hohe Säuglings¬
sterblichkeit finden in den hohen Sterbezahlen eben¬
falls ihren Ausdruck.
Die Ursache für das gegenwärtig ständige Steigen
der Sterbeziffer liegt in der Überalterung der Bevöl¬
kerung. Während bei einem idealen Bevölkerungsauf-
bau etwa gleichviel Personen unter und über 27 Jah¬
ren sind, ist dieses Alter für Innsbruck stark nach oben