Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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I
Chx-onik und Statistik
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Deutsch-Freiheitlichen Partei im zweiten Wahlkörper in den Gemeinderat gewählt, ab dem Jahre 1919 gehörte
er als Mitglied der Großdeutschen Partei dem Gemeinderat an und war mehrere Jahre Obmann der Dienst-
und Rechts-Sektion sowie Mitglied einer Reihe von Gemeinderats-Sektionen bzw. -Ausschüssen. 1921 wurde
Dr. Eder in den Stadtrat entsandt. Nach dem Rücktritt des Ehrenbürgermeisters Greil wählte der Gemeinde¬
rat Dr. Eder am 12. 6. 1923 zum Bürgermeister und erneuerte diese Wahl am 15. 5. 1925. Mit der Wahl des Ge-
meinderates im April 1929 schied Dr. Eder aus dem Gemeinderat aus.
In Verwirklichung des Planes seines Vorgängers gründete Dr. Eder unter Führung der Stadt Innsbruck zusam¬
men mit einer Finanzgruppe im Jahre 1924 die Tiroler Wasserkraftwerke-AG., an deren Spitze er berufen wurde.
Unter seiner Führung wurde das Achenseekraftwerk, das bisher größte Speicherwerk Österreichs, erbaut und
im Jahre 1927 in Betrieb gesetzt. Den Interessen des Fremdenverkehrs diente die Stadt durch die Erbauung der
Innsbrucker Nordkettenbahn (1928). In seine Amtszeit fallen ferner: der Ausbau des Sillwerkes, die Erbauung
des Hochhauses als Verwaltungsgebäude der Stadtwerke, des Hallenbades und des Dampfbades, der früheren
städtischen Molkerei, die Erweiterung und Verbesserung des Westfriedhofes, die Errichtung des Sportplatzes
an der Sill, der Skisprungschanze am Bergisel, des Flughafens in der Reichenau und der Neubau zweier
Brücken über die Sill. Die Schulfreundlichkeit und soziale Gesinnung bewies Dr. Eder durch die Förderung, die
er der Errichtung der Frauenberufsschule im Ferraripalais, der Schulzahnklinik, der Schulbäder und der Müt¬
terberatungsstellen angedeihen ließ. Die drückende Wohnungsnot suchte er durch Erstellung von Wohnhaus¬
blocks beim Schlachthof, in der Pembaur- und Amthorstraße und in der Mandelsbergerstraße zu mildern; der
Unterbringung Obdachloser diente die in der Hunoldstraße erbaute städtische Herberge.
Dr. Eder zeichnete neben seiner juristischen Begabung ein ausgesprochener Sinn für Gerechtigkeit, soziales
Handeln und für eine wahrhaft demokratische Verwaltung aus. Im Jahre 1951 erlitt er einen schweren Ver¬
kehrsunfall, von dessen Folgen ihn am 15. 9. 1952 der Tod erlöste.
Während seiner Amtsperiode waren Hans Untermüller und Franz Fischer Bürgermeister-Stellvertreter.
Franz Fischer, geboren am 1. November 1887 in Innsbruck, gestorben am 14. April 1943 in Innsbruck
1929—1938 Franz Fischer kam als Angehöriger der Christlichsozialen Partei, welche später in Tirol den Namen Tiroler
Volkspartei annahm, 1919 in den Gemeinderat. 1923 wurde er zum Bürgermeister-Stellvertreter und 1929 zum
Bürgermeister gewählt.
Während er als Bürgermeister-Stellvertreter sich besonders mit den Angelegenheiten der Verkehrssektion, des
Sportes, der Innsbrucker Messe und mit den Versorgungsangelegenheiten befaßte, mußte er sich kurz nach
seiner Wahl zum Bürgermeister mit den Folgeerscheinungen der Weltwirtschaftskrise befassen. Der Zusam¬
menbruch der Creditanstalt, die 100-Mark-Sperre sowie späterhin die 1000-Mark-Sperre stellten ihn infolge der
finanziellen Auswirkungen auf die Stadtgemeinde vor schwere Entscheidungen. Nach den Februarereignissen
1934 wurde der Gemeinderat aufgelöst und Franz Fischer als Regierungskommissär bestellt. Der 1935 ernannte
Gemeindetag wählte ihn neuerlich zum Bürgermeister, von welchem Amte er am 12. 3. 1938 enthoben wurde.
Zur Kriegsdienstleistung nach Salzburg einberufen, starb er in Innsbruck am 14. 4. 1943; die große Beteiligung
der Bevölkerung an seinem Begräbnis zeugte für seine Beliebtheit.
Aus seiner Tätigkeit seien hauptsächlich angeführt: Neuorganisation der Stadtbehörden, Erlassung einer
Dienstvorschrift, Aufnahme einer Anleihe von 30 Millionen Schweizer Franken zur Konvertierung der kurzfri¬
stigen Kredite, Bau der Sieglangersiedlung und der Lohbachsiedlung. Die Doppelhauptschule in Pradl, die Uni¬
versitätsbrücke und die neue Mühlauer Brücke an Stelle der alten Kettenbrücke wurden mit seiner tätigen Mit¬
hilfe erbaut bzw. begonnen.
Infolge der politischen Verhältnisse wurde 1936 mit der Errichtung einer Polizeidirektion in Innsbruck das
Polizeiwesen und damit die Erhaltung von Ruhe und Ordnung im Stadtgebiet vom Bunde übernommen.
In der langen Reihe der Innsbrucker Bürgermeister ist Franz Fischer sicher derjenige, dem es gelang, durch
seine liebenswürdige, allen Beschwerden und Klagen zugängliche Art und durch seine persönliche Anteilnahme
an dem Geschicke auch des letzten Bürgers seiner Stadt sich einen Platz im Herzen der Innsbrucker Bevölke¬
rung weit über seinen Parteikreis hinaus zu sichern.
Während seiner Amtsperiode waren Bürgermeister-Stellvertreter: Bis 1934 Hans Untermüller und Dr. Walther
Pembaur. 1935 bis 1938 Adolf Platter.
Dr. Egon Denz, geboren am 23. November 1899 in Schwarzenberg, Vorarlberg
1938—1945 Mit der Besetzung Österreichs durch das Deutsche Reich wurde am 13. März 1938 Rechtsanwalt Dr. Egon Denz
(1933 als Gemeinderat der NSDAP gewählt) als Bürgermeister der Stadt Innsbruck bestellt.
In seine Verwaltungszeit fiel die Eingliederung der Vororte Hötting, Mühlau, Amras, Arzl, Vill und Igls; der
Neubau des Rathauses in der Fallmerayerstraße, die Fusion des Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerkes sowie
der Nordkettenbahn und Stadtgärtnerei in den Stadtwerken, die Erwerbung der Aktienmehrheit der Lokal¬
bahn Innsbruck—Hall i. T. und der Patscherkofelbahn-A.G., die Gründung der Innsbrucker Verkehrsbetriebe
A. G., die Umwandlung eines großen Teiles der Schweizer-Franken-Anleihe in Inlandwährung, die Entziehung
der Mehrheit der Aktien der Tiroler Wasserkraftwerke A. G. durch deutsche Reichsgesellschaften, die Auffüh¬
rung großer Wohnhausbauten für die infolge des Hitler-Mussolini-Abkommens nach Innsbruck umgesiedelten
Südtiroler Familien und der Beginn der Stollenbauten im Quellengebiete des Wurmbaches.
Als im Herbst 1943 Dr. Denz mit Aufgaben in Südtirol und den angrenzenden italienischen Gebieten betraut
war, übernahm Bürgermeister-Stellvertreter Edmund Christoph sein Amt in Innsbruck.
In seine Amtszeit fällt das leidvolle Geschick der Stadt und seiner Bewohner; ab Dezember 1943 erlitt die
Stadt durch 22 Luftangriffe schwere Verluste an Menschen (498 Todesopfer) sowie den Verlust von über 2000
Wohnungen und größere Schäden an öffentlichen Gebäuden und Versorgungsunternehmungen aller Art.
Dr. Anton Melzer, geboren am 6. März 1898 in Innsbruck, gestorben am 12. März 1951 in Innsbruck
1945—1951 Dr. Melzer besuchte das Gymnasium in Brixen und die Universität in Innsbruck, an der er 1922 zum Doktor
der Rechte promovierte. Im ersten Weltkrieg verlor er an der Isonzofront (1917) den linken Arm. Zunächst
bei der Invalidenentschädigungskommission tätig, wurde er schließlich Landesregierungsrat. Von 1935 bis 1938
gehörte Dr. Melzer dem Innsbrucker Gemeindetag an. Nach dem Umsturz von 1938 wandte er sich, aus seinem
Amte entfernt, dem kaufmännischen Beruf zu. Ende 1943 wegen politischer Tätigkeit verhaftet, blieb er bis