Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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20
Chronik und Statistik
I
Dr. Josef Dinter, geboren am 23. November 1835 in Gaudenzdorf, Niederösterreich,
gestorben am 6. April 1908 in Innsbruck
1877—1880 Dr. Dinter, von Beruf Rechtsanwalt, wurde am 9. 5. 1877 Bürgermeister. In der Gemeinderatssitzung vom
14. 5. 1880 gab er einen Rechenschaftsbericht über seine Amtsführung, der sogar gedruckt herausgegeben
wurde. Darin erklärte er nach einem Rückblick über die Verwaltung der Stadt in dem abgelaufenen Jahr¬
zehnt u. a., daß sich bereits sein Vorgänger Dr. Tschurtschenthaler unter Mitwirkung der Gemeindevertre¬
tung zu den Grundsätzen einer allseitigen Förderung des zeitgemäßen Aufblühens der Stadt als Mittelpunkt
des Handels und des sich immer mehrenden Fremdenverkehrs bekannt habe und er in dessen Fußstapfen ge¬
treten sei. Dinter wies die tendenziös in Umlauf gesetzten Anschuldigungen einer „Mißwirtschaft“, die zum
Bankrott führe, zurück und lehnte jede Wiederwahl im vorhinein ab. Altbürgermeister Adam sprach ihm an¬
schließend den Dank des Gemeinderates aus. Unter Dr. Dinter erlebte die Stadt eine Reihe baulicher Aus¬
gestaltungen (z. B. Schulhausbauten in Dreiheiligen und St. Nikolaus, Herstellung des Margarethenplatzes].
Dinter war auch Präsident der Nordtiroler Advokaten-Kammer und Mitglied der judiziellen k. k. Staatsprü¬
fungs-Kommission; der Kaiser hatte ihn zum Ritter des Franz-Josephs-Ordens geschlagen und mit dem Orden
der Eisernen Krone 3. Klasse ausgezeichnet. Er starb am 6. 4. 1908. Sein Grab am städt. Friedhof {Feld P, 218)
ziert ein Porträtrelief von Prof. Heinrich Fuß.
Während seiner Amtsperiode war Bürgermeister-Stellvertreter; Anton von Schumacher.
Dr. Heinrich Falk, geboren am 21. Jänner 1840 in Treviso, gestorben am 21. August 1917 in Innsbruck
1880—1893 Dr. Falk führte eine Rechtsanwaltskanzlei und wurde 1872 erstmals in den Gemeinderat gewählt. Am 10. 4.1880
übernahm er das Amt des Bürgermeisters, das er bis 1893 innehatte. Da seine Tätigkeit mancherlei Erfolge
bezüglich der baulichen Ausgestaltung der Stadt (z. B. Vollendung der Staatsgewerbeschule und des Allgemei¬
nen Krankenhauses), der Verwaltung und Finanzgebarung aufzuweisen hatte, wurde ihm am 7. 5. 1892 das
Ehrenbürgerrecht verliehen. Als Dr. Falk 1893 zum Nachfolger des verstorbenen Dr. Tschurtschenthaler als
Direktor der Sparkasse bestimmt worden war, legte er das Bürgermeisteramt nieder. Am 21. 8. 1917 erlag er
auf dem Wege nach Aldrans einem Herzschlag.
Während seiner Amtsperiode waren Bürgermeister-Stellvertreter: Anton von Schumacher und Wilhelm Greil.
Dr. Friedrich Mörz, geboren am 4. Jänner 1840 in Innsbruck, gestorben am 14. Juni 1903 in Innsbruck
1893—1895 Dr. Mörz, ein Sohn des Geschäftsmannes Friedrich Mörz und der Anna Lener, entstammte einer hochmusi¬
kalischen Alt-Innsbrucker Familie. Als Student der Juridischen Fakultät war er Gründer des Korps „Athesia“
und des Akademischen Gesangvereines. 1859 zog er mit der freiwilligen Studentenkompanie ins Feld. Doktor
Mörz war neben seinem Beruf als Rechtsanwalt durch viele Jahre Vorstand des Musikvereines. In der Advo¬
katen-Kammer für Nordtirol war er durch mehr als 25 Jahre tätig. Am 19. 5. 1893 in den Gemeinderat ge¬
wählt, dem er bis zu seinem Tode angehörte, übernahm er bereits am 23. 11. d. J. das Bürgermeisteramt, das
er 1895 zurücklegte. Dr. Mörz starb am 14. 6. 1903; er wurde in einem Ehrengrabe am städtischen Westfried¬
hof {Feld L, 25) beigesetzt.
Während seiner Amtsperiode war Bürgermeister-Stellvertreter: Wilhelm Greil.
Wilhelm Greil, geboren am 25. Mai 1850 in Innsbruck, gestorben am 13. Mai 1928 in Innsbruck,
Vizebürgermeister von 1886 bis 1896
1896—1923 Als Sproß einer altangesehenen Kaui'mannsfamilie wurde Wilhelm Greil, Kaufmann von Beruf, durch sein
dem Wohle der Stadt gewidmetes Lebenswerk geradezu zum „Schöpfer des modernen Innsbruck“. Als viel¬
versprechende junge Kraft der Deutsch-Freiheitlichen Partei 1885 erstmals in den Gemeinderat gewählt, wurde
er bereits ein Jahr später Vizebürgermeister. Mit richtigem Weitblick war Greil bestrebt, der Gemeinde neue
und dauernde Einnahmsquellen zu erschließen; solche erkannte er im Gaswerk und im Elektrizitätswerk.
1898 gelang ihm der Erwerb des Mühlauer Elektrizitätswerkes, 1901 bis 1903 wurde das Sillwerk gebaut und 1905
ging endlich das Gaswerk in den Besitz der Stadt über. Greil krönte seine großzügige, kommunale Energie¬
politik durch den Ankauf des Achensees nach dem ersten Weltkrieg, womit er die Grundlage zum Bau des
Achenseewerkes legte. Weitere Verdienste erwarb sich Greil durch den Ausbau der Kanalisierung des Stadt¬
gebietes und der Trinkwasserversorgung; ihm verdankte die Stadt ein Schwimmbad in der Museumstraße, die
Volksbäder, die Ausgestaltung des Krankenhauses (Kinderklinik) und die Vollendung der Sdilachthofanlagen.
Zur Verschönerung der Stadt erwarb Greil die Weiherburg und ließ die dortigen Parkwege anlegen. In seine
Amtszeit fällt außerdem der Neubau des Bundesgymnasiums, der Handelsakademie und der neuen Universität.
Nach zähen Verhandlungen gelang Greil am 1. Jänner 1904 die Eingemeindung der Vororte Wilten und Pradl,
wodurch die rasch anwachsende Stadt weitere Ausdehnungsmöglichkeiten erhielt. Als eifriger Förderer des
Fremdenverkehrs widmete er sich mit Energie dem Bau der. Straßenbahn, der Mittelgebirgsbahn — deren
Präsident er seit ihrer Gründung war — und der Hungerburghahn. An der finanziellen Sicherstellung der
Mittenwaldbahn war er ebenfalls beteiligt.
In den Jahren des ersten Weltkrieges und'den Notjahren der Nachkriegszeit meisterte das bereits bejahrte
Stadtoberhaupt seine Amtsgeschäfte immer noch in ungebrochener Energie. Nachdem Greil im Jänner 1922
das silberne Amtsjubiläum gefeiert hatte, gab er am 12. Juni 1923 seine Würde an seinen Nachfolger Rechts¬
anwalt Dr. Anton Eder weiter. Greil gehörte während der ganzen Zeit seiner Amtstätigkeit als Bürgermeister
auch dem Tiroler Landtag an, wo er gleichfalls ein gewichtiges Wort mitsprach.
Wilhelm Greil erfuhr für seine Verdienste mannigfaltige Ehrungen. Schon 1903 zum Ehrenbürger ernannt, er¬
hielt er hei seinem Rücktritt den Titel eines Ehrenbürgermeisters. Zu seinem 60. Geburtstag stifteten die
Bürger die goldene Ehrenkette, die seither die Bürgermeister bei feierlichen Anlässen tragen. Die Wilhelm-
Greil-Straße und ein Weg auf die Hungerburg tragen seinen Namen.
Während seiner Amtsperiode waren Bürgermeister-Stellvertreter: Ferdinand Pichler, Dr. Hans Wenin, Dok¬
tor Eduard Erler, Bernhard Zösmayr, Dr. Hans Peer, Martin Rapoldi, Dr. Gottlieh Staudinger.
Dr. Anton Eder, geboren am 9. April 1868 in Brixen am Eisack, gestorben am 15. September 1952 in Innsbruck
1923—1929 Dr. Eder, der Sohn eines Buchhändlers, studierte am Gymnasium in Brixen a. E. und an der Universität Inns¬
bruck. Er übte seinen Beruf als Rechtsanwalt in Innsbruck aus. Im Jahre 1914 wurde er als Vertreter der