Innsbrucker*innen

Adressbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert

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287
ist der Bürgermeister oder der von demselben mit der
Stellvertretung betraute Magistratsbeamte.
Die Mitglieder der Kommission und die Stellver¬
treter werden vom Gemeinderate auf je drei Kalender¬
jahre gewählt und zwar zu gleichen Teilen aus dem
Kreise der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer. Dau¬
ernd verhinderte Kommissionsmitglieder werden für
die Dauer der Wahlperiode durch die Kommission selbst
ersetzt.
Die in Innsbruck bestehenden Arbeiter=Organisa¬
tionen sind eingeladen, für die Wahl der Kommissions¬
mitglieder und Stellvertreter aus dem Kreise der Ar¬
beitnehmer Vorschläge an den Gemeinderat zu erstatten.
§ 3.
Die Sitzungen der Kommission werden vom Vor¬
sitzenden nach Bedarf oder über schriftliches Verlangen
von wenigstens zwei Kommissionsmitgliedern einbe¬
rufen. Die Kommission ist beschlußfähig, wenn alle
Mitglieder beziehungsweise im Verhinderungsfalle
eines derselben ein Stellvertreter der betreffenden Ka¬
tegorie geladen waren und mindestens drei Teilneh¬
mer, einschließlich des Vorsitzenden versammelt sind.
Die Beschlüsse werden mit Stimmenmehrheit ge¬
faßt und gibt bei Stimmengleichheit der Vorsitzende
den Ausschlag.
§ 4.
Für jede in die Arbeitszeit fallende Sitzung er¬
halten die dem Kreise der Arbeitnehmer angehörigen
Mitglieder oder Stellvertreter eine Entschädigung von
2 Kronen.
§ 5.
Die Verwaltungskommission behandelt mit Erledi¬
gungsbefugnis alle ihr vom Vorsitzenden zugewiesenen
Geschäfte, die sich auf das Arbeitsvermittlungsamt
beziehen. Die Kommission ist überdies berechtigt, aus
ihrer Mitte Gutachten und Anträge aller Art, welche
das Arbeitsvermittlungsamt betreffen, dem Stadt¬
magistrate bezw. dem Gemeinderat vorzulegen und
haben die einzelnen Kommissionsmitglieder die Pflicht,
wahrgenommene Mängel oder an sie gelangte Be¬
schwerden in den Sitzungen zur Sprache zu bringen.
§ 6.
Die Verwaltungskommission hat allein zu beschlie¬
ßen, welche Stellung das Arbeitsvermittlungsamt in
den einzelnen Fällen von Arbeitseinstellungen oder
Arbeiteraussperrungen einzunehmen hat und ist bei
den bezüglichen Einladungen zur Sitzung ausdrücklich
anzuführen, welche derartige Angelegenheit der Be¬
schlußfassung unterbreitet wird.
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Die Verwaltungskommission ist ausschließlich befugt,
bei mißbräuchlicher Inanspruchnahme des Arbeitsver¬
mittlungsamtes den Schuldigen über vorher gegebene
Gelegenheit zur Rechtfertigung auf bestimmte Zeit
von der Benützung des Amtes auszuschließen.
S 8.
Die Geschäfte des Arbeitsvermittlungsamtes wer¬
den nach der vom Gemeinderate jeweilig festgesetzten
Geschäftsordnung geführt, und wird für die Amtser¬
fordernisse vom Gemeinderate jährlich ein Kredit be¬
willigt. Das Arbeitsvermittlungsamt und seine Auf¬
sichtsorgane haben dafür zu sorgen, daß die Aufwen¬
wendungen den eingeräumten Kredit nicht überschreiten.
§ 9.
Zur Führung der Geschäfte wird ein Leiter bestellt,
dem die nötigen Hilfskräfte beizugeben sind. Sämt¬
liche Angestellte werden vom Gemeinderate über Ein¬
holung des Vorschlages der Verwaltungskommission
ernannt. Die Obliegenheiten des Leiters und der üb¬
rigen Angestellten werden durch ein Regulativ ge¬
regelt, welches der Stadtmagistrat erläßt.
S 10.
Das Arbeitsvermittlungsamt besteht aus zwei Ab¬
teilungen, einer für männliche und einer für weibliche
Personen und es geschieht die Arbeitsvermittlung in der
Regel unentgeltlich.
§ 11.
Die Kosten der Errichtung und Erhaltung des Ar¬
beitsvermittlungsamtes trägt die Stadtgemeinde Inns¬
bruck. Für Vermittlungen nach auswärts und von
den Arbeitgebern werden allfällige Gebühren vom Ge¬
meinderate festgesetzt werden.
S 12.
Zu Aenderungen dieses Statuts bleibt ausschlie߬
lich der Gemeinderat befugt.
Der Gemeinderat der Landeshaupt¬
stadt Innsbruck setzte für das städt. Arbeitsamt
in der Sitzung vom 16. Dezember 1903 folgende Ge¬
schäftsordnung fest:
§ 1.
Das Arbeitsamt ist geöffnet:
a) an den Werktagen von 9—11 Uhr vormittags
und von 4—7 Uhr nachmittags:
b) an Sonn= und Feiertagen bleibt dasselbe ge¬
schlossen.
§ 2.
Alle eingehenden Gesuche um Zuweisung von Ar¬
beit und Arbeitern werden in Listen eingetragen, die
nach Berufsarten gesondert und für Arbeitgeber und
Arbeiter, jede getrennt, geführt werden.
Die Berufsarten werden in Klassen eingeteilt und
dementsprechend werden auch die gleiche Anzahl Listen
für Arbeitgeber und Arbeitnehmer geführt.
Die Gesuche werden der Zeitfolge nach in jeder
Liste mit fortlaufender Nummer vorgetragen.
Bei Gesuchen von Arbeitgebern werden einge¬
tragen:
1. Laufende Nummer, 2. Tag der Anmeldung, 3.
Name, 4. Wohnung, 5. Beruf, 6. Zahl und Beschäfti¬
gungsart der gesuchten Arbeiter, 7. Lohn, 8. Bemer¬
kungen (auf Wunsch der Gesuchsteller).
Der Eintrag der Arbeitnehmer=Liste weist
folgende Rubriken auf:
1. Laufende Nummer, 2. Tag der Anmeldung, 3.
Name, 4. Wohnung, 5. Alter, 6. Familienstand, 7.
Heimat, 8. Beruf, 9. gesuchte Beschäftigung, 10. Lohn¬
anspruch, 11. letzte Arbeitsstelle, 12. Bemerkungen (auf
Wunsch der Gesuchsteller).
Bei Lehrlingen bezw. Lehrmädchen werden auch ein¬
getragen: Name des Vaters und Schulbesuch.
§ 3.
Die um Arbeit nachsuchenden Arbeiter werden tun¬
lichst nach der Reihenfolge der Anmeldung berücksich¬
tigt, so jedoch, daß Personen, die mit ihrer Familie
hier wohnen, bezw. hier heimatberechtigt sind, vor
Alleinstehenden und vor neu Zugezogenen bevorzugt
werden können.
Bei Dienstboten ist die Zuweisung an keine Reihen¬
folge gebunden.
S 4.
Die Eintragung der Gesuche geschieht auf Grund
von schriftlichen oder mündlichen (auch telephonischen)
Anzeigen.